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Jenseits der Anfurten  by jodancingtree

1. Frodos Heilung

Frodo Beutlin saß auf der Erde, den Rücken gegen einen massiven Baumstamm gelehnt. Der Baum erhob sich turmhoch über ihm und umgab ihn mit tiefen Schatten, und die riesigen Zweige hingen bis fast auf den Boden, so dass er sich vorkam wie in einem grünen, stillen Zimmer. Aber durch die Blätter hindurch konnte er hinausschauen in eine helle, sonnige Welt, denn der Baum stand allein auf einer großen Wiese mit hohem Gras und Wildblumen. Bienen summten träge zwischen den Blüten und ein blauer Schmetterling gaukelte über der Wiese auf und nieder. Die Luft war heiß und diesig.

Frodo starrte blicklos nach draußen und zupfte abwesend Halme aus dem dünnen Gras unter dem Baum. „Ich vermisse Bilbo.” flüsterte er. „Ich vermisse Bilbo. Sogar hier sind wir immer noch sterblich, nicht so wie die Elben. Es ist einsam ohne ihn, selbst mit Galadriel und Elrond und all den anderen. Ich frage mich, ob Sam jemals hierher kommen wird... gibt es überhaupt noch Schiffe, die von den Anfurten absegeln?”

Er verfiel in Schweigen und betastete den weißen Edelstein, der an einer feinen Kette um seinen Hals hing. Bilbos Tod war friedevoll gewesen und sanft. Und der alte Hobbit war so müde und hinfällig geworden, selbst inmitten der Schönheit von Tol Eressëa. Frodo konnte nicht wirklich um ihn trauern.

Zuerst, nach ihrer Ankunft, war Bilbo aus der Schläfrigkeit erwacht, die ihn in den letzten Jahren in Bruchtal schleichend überkommen hatte. Er schien fast wieder jung zu sein, und sie waren lang und weit durch Wälder und Felder gewandert, die so frisch waren wie der erste Tag der Schöpfung. Bei Sonnenuntergang waren sie müde und glücklich heimgekehrt, rösteten Brot über dem Feuer und redeten bis spät in die Nacht miteinander. Manchen Abend kamen sie überhaupt nicht nach Hause, sondern schliefen unter den Sternen, friedlich und ohne Furcht. Stundenlang, tagelang lauschten sie Liedern und alten Sagen, von Freude erfüllt in der heiteren Gesellschaft der Elben, bis ihre eigenen Herzen sangen und ihr Geist weit wurde vor Staunen.

Und Bilbo war geheilt worden. Die unmerklichen Spuren, mit denen der alte, verfluchte Ring ihn gezeichnet hatte, waren von ihm gewichen. Doch nach und nach kam die Schläfrigkeit wieder über ihn, und er hielt sich dicht am häuslichen Feuer, wenn auch immer noch glücklich und zufrieden. Er war heil und mit sich im reinen, aber er wurde immer schwächer, und schließlich legte er sich zu seinem letzten, guten Schlaf nieder. Frodo brachte es nicht fertig, ihm diesen Schlaf zu missgönnen.

Aber er vermisste ihn. Und jetzt, ohne Bilbo, fragte er sich, ob er selbst wirklich geheilt war. Ob er jemals geheilt sein würde. Er schaute auf seine Hand hinunter, die verkrüppelt und narbig neben ihm auf der Erde lag, und er seufzte.

„Du hast da eine kühle Zuflucht vor der Sonne gefunden, mein Freund.” sagte eine Stimme von außerhalb des Kreises der Baumzweige.

Frodo schoss hoch, aufgeschreckt aus seiner Träumerei. Ein hoch gewachsener Fremder schaute durch die Blätterwand seines Zufluchtsortes zu ihm herein. Ein Mensch, kein Elb. Nun, das war eigenartig. Wann hatte er hier in Elbenheim jemals einen Menschen gesehen? Selbst Gandalf... als er hier gewesen war... er war nicht wirklich ein Mensch, obwohl er als solcher erschien.

„Kann ich hereinkommen?“ fragte der Mann. „Es ist ein bisschen zu warm, um in der Nachmittagssonne über eine Wiese zu wandern.“

„Oh, na... natürlich.“ stammelte Frodo. Er mühte sich aus Höflichkeit auf die Beine. „Natürlich. Kommt her in den Schatten. Aber – falls Ihr es nicht für ungehobelt haltet, dass ich frage – wer seid Ihr? Ich bin Frodo, Drogos Sohn, zu Euren Diensten.“

Der Fremde duckte sich unter den Zweigen hindurch und kam herein, leicht vor sich hinlachend. „Oh, ich weiß, wer du bist, Frodo Beutlin. Du bist hier wohlbekannt, verstehst du -- Ringträger.“

Frodos höfliches Lächeln der Begrüßung verblasste; er setzte sich wieder hin und betrachtete seinen Besucher mit einem gewissen Argwohn. Der hochgewachsene Mensch lehnte sich nicht an den Baum, sondern ließ sich direkt vor ihm nieder und sah ihn an.

„Du bist nicht stolz auf diesen Titel, Frodo.“ sagte er ruhig. „Und doch war es eine große Aufgabe, und du hast gut daran getan, sie zu erfüllen.“ Seine Stimme klang milde, aber da war etwas in seinem Gesicht, das sich alle Ausflüchte verbat, und Frodo wagte nicht, seinem Blick zu begegnen.

Er rutschte unruhig hin und her und spielte mit dem Edelstein an seiner Kehle herum. Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Endlich warf er sich mit dem Gesicht nach unten auf die Erde, den Kopf auf den Armen. „Es war eine große Aufgabe. Sie wurde erfüllt. Aber das war nicht mein Verdienst.“ sagte er heiser in den Boden hinein.

Der Fremde schwieg. Ein leichter Wind raschelte in den Zweigen über ihren Köpfen, und draußen auf der Wiese rief ein Vogel. Die Stille unter dem Baum wuchs und wuchs, bis sie körperlich anwesend zu schein schien, und sie wartete auf etwas.

„Der Ring hat mich besiegt.“ würgte Frodo endlich hervor. Und mit dieser einfachen Feststellung kam der Dammbruch. Er wurde von Schluchzen geschüttelt; brennende Tränen strömten ihm über das Gesicht. Scham, Trauer und Verzweiflung... er hatte alles, was er war, dieser Aufgabe geopfert, und es war nicht genug gewesen. Trotz all seiner Bemühungen hatte der Ring ihn besiegt, und er war gefallen. Wenn Sméagol nicht gewesen wäre... Sméagol, der den Ring – und seinen Finger – mit sich ins Feuer genommen hatte. Am Ende war er nicht besser als Sméagol. Er hatte nur mehr Glück gehabt. Oder auch nicht. Denn selbst jetzt... selbst jetzt suchte der feurige Ring ihn noch in seinen Träumen heim. Vor allem nun, da Bilbo fort war.

Er weinte, bis er sich wie ausgetrocknet fühlte, wie leer gespült; sein Atem kam langsam und keuchend. Wann war Tol Eressëa, dieses kleine Eden, je Zeuge eines solchen Sturmes von Trauer gewesen? Als sein Schluchzen sich beruhigte, gewahrte er, dass eine Hand sehr sanft sein Haar streichelte. Er streckte die verkrüppelte Rechte aus und umklammerte diese liebkosenden Finger, als wären sie eine Rettungsleine. Er rollte sich auf die Seite und starrte hoch in das Gesicht des Fremden.

„Wer seid Ihr? Wer seid Ihr?“ fragte er zittrig.

„Ich bin ein Arzt, Frodo.“ sagte der Mann sanft. „Ich bin gekommen, um dich zu heilen.“

Frodo forschte in seinem Gesicht. Es war ein junges Gesicht, stark und voller Fröhlichkeit. Aber obwohl die Augen vor Leben und Freude strahlten, waren Tiefen darin, voller Weisheit und... Leid? Leid? Frodo schaute herab auf die Hand, die er in der seinen hielt und rang nach Luft. Sie war verletzt, eine grobe, nicht verheilte Fleischwunde, die den Handrücken von oben nach unten durchbohrte. Er blickte wieder auf zu diesem Gesicht.

„Ihr seid verwundet.“ sagte er erstaunt.

„Auch ich habe eine Aufgabe erfüllt. Dies sind die Wunden, die ich dabei davongetragen habe.“ Er hielt ihm auch die rechte Hand hin, damit Frodo sie untersuchen konnte. Sie war ebenso durchstochen wie die andere.

Frodo setzte sich auf und nahm die andere Hand des Fremden. Er schaute auf die tiefen, rauen Wunden und schauderte. Wieder stiegen ihm Tränen in die Augen, aber er blinzelte sie weg und starrte dem Mann ins Gesicht. „Erzählt es mir.“ sagte er. „Erzählt mir von Eurer Aufgabe.“

Die Stimme des Fremden wurde nachdenklich. „Du bist weit gereist, Frodo, und du hast viel erlitten, um Saurons Ring zu zerstören. Doch obwohl der Ring ins Feuer ging, ist das Böse nicht aus Mittelerde verschwunden. Sauron war nur der Diener eines Meisters, der noch viel übler ist als er.

Aber meine Aufgabe ist es, das Böse selbst aus den Herzen meiner Kinder zu tilgen und meine Schöpfung wieder rein zu waschen. Denn ich bin der Sohn des Einen, Iluvatars Sohn.“ .

Ein Licht strahlte auf im Gesicht des Fremden, und plötzlich schien die Dämmerung unter dem Baum heller zu sein als die sonnenbeschienene Wiese draußen. Frodo betrachtete ihn voller Scheu, und allmählich überkam ihn Entsetzen. Er ließ die verletzten Hände los, kauerte sich zusammen und schützte seinen Kopf mit den Armen, als rechnete er mit einem mächtigen Schlag. Er zitterte, schrumpfte zusammen und machte sich so klein, wie er es vermochte.

„Nein, Frodo, nein!“ sagte die Stimme drängend. „Ich bin gekommen, um dich zu heilen, nicht um dich zu bestrafen. Schau mich an!“ Zögernd gehorchte Frodo, und zu seinem Erstaunen war das leuchtende Gesicht vor ihm tränennaß. Seine verstümmelte Hand wurde sanft von den beiden schrecklich verletzten Händen ergriffen und festgehalten, warm und tröstend.

„Du hast es gut gemacht, mein Kleiner. Du hast den guten Kampf gekämpft. Fürchte dich nicht. Denn was du nicht getan hast, ist gesühnt, und alles, was du versäumt hast, ist dir vergeben. Willst du mir das zutrauen?“

Die Augen des Mannes vor ihm suchten seine; er erforschte sein Herz, seinen Geist und seinen Willen, bis Frodo spürte, dass ihn ein reiner Wind durchfuhr, und alle finsteren Gedanken und Erinnerungen fegten mit diesem Wind davon. Freude entzündete sich in ihm und er lachte leise.

„Ja... oh ja, Herr.“ flüsterte er. Und die Freude stieg auf und wuchs in ihm, bis er sie nicht länger zurückhalten konnte, und er lachte laut und sprang auf und tanzte ein wenig im dünnen Gras unter dem Baum. Aber der Sohn von Iluvatar hielt noch immer seine Hand, und er führte ihn, unter die Zweige gebeugt, hinaus in das Sonnenlicht.

„Bald musst du nach Hause kommen, Frodo.“ sagte er. „Denn die Zeit in Eressëa war dazu bestimmt, dich zu heilen, und jetzt bist du geheilt. Und die letzte Heimat der Sterblichen ist nicht hier, weder für Menschen, noch für Hobbits. Aber du sollst nicht allein kommen.“

Frodo sah ihn an, eine Frage in den Augen.

„Samweis hat die Anfurten vor zehn Tagen verlassen.“ sagte der Sohn und das Lächeln auf seinem Gesicht tanzte in seinen Augen. „Er hat dich nicht vergessen, Frodo. Willst du hinunter ans Ufer gehen und ihn willkommen heißen?“

„Darf ich? Und wirst du mit mir kommen?“ Und endlich verstand Frodo, was Sam gefühlt hatte vor all den langen Jahren, zerrissen zwischen zwei Sehnsüchten.

„Ich werde eine Weile mit dir gehen. In Wahrheit bin ich auf all deinen Reisen bei dir gewesen, auch wenn du das nicht gewusst hast.“ Frodo schaute ihn verwundert an, als das Verstehen in ihm aufdämmerte.

„Immer? Ist das wahr?“ murmelte er.

Während des gesamten Weges hielt er die verletzte Hand fest in der seinen. Aber als sie auf die Spitze des letzten Hügels kamen und hinaus aufs Meer blickten, da legte gerade ein Schiff mit grauen Segeln im Hafen an und unter den groß gewachsenen Elben an Deck stand eine kleine, untersetzte Gestalt. Sie lehnte sich weit über die Reling, beschattete die Augen mit der Hand und suchte das Ufer ab. Frodo fing an zu rennen, und er lachte und schrie, während er dahinstürmte.

„Sam! Samweis Gamdschie! Hier drüben! Sam!“

Und Sam hörte ihn schreien, schaute hoch und sah Frodo, der Hals über Kopf den langen Hügel zum Hafen hinuntersauste, das Gesicht strahlend vor Freude.

2. Wieder zusammen

Sam Gamdschie stand an Deck, die salzige Gischt im Gesicht und blinzelte in das Licht der sinkenden Sonne. Das Schiff wurde im Hafen vertäut, und große Elben drängten sich um ihn her, die Stimmen wie in Musik vereint, während sie Grüße hinüberriefen zu Freunden, die am Ufer warteten.

Ein flacher Strand zog sich rings um den Hafen; sein nasser Sand leuchtete golden im Abendlicht. Grasige Dünen erhoben sich hinter dem Strand und stiegen Stufe für Stufe auf zu hohen, runden Hügeln. Hinter den Hügeln zeichnete sich ein dunkler Berg gegen einen Himmel ab, der in Rosa und Violett prangte, und der Sonnenschein zog eine korallenrote Spur über das Wasser. Plötzlich sauste ein Schwarm Seemöwen auf das Schiff zu, als hätte sie der Wind herangetragen, und einige der Vögel tanzten auf der Dünung auf und nieder, weiß gegen das dunkle Wasser. Die Wellen murmelten gegen die Bordwand des Schiffes, und Frieden lag über Land und Meer.

Aber Samweis, der an der Reling lehnte und mit der Hand die Augen beschattete, nahm seine Umgebung nicht wahr; er beobachtete eine kleine Gestalt, die beinahe kopfüber den Hang in Richtung Wasser hinunter schoss, mit winkenden Armen, jede Bewegung voll überschwänglicher Begeisterung. Nur für einen Augenblick stand er stll, erfasst von einer Freude, die ihm den Atem nahm und ihn reglos machte. „Frodo.“ flüsterte er. „Frodo!“ Er drehte sich um und fing an, sich zwischen den Elben hindurch zum Landungssteg zu drängeln. „Bitte um Entschuldigung, Herr, bitte um Entschuldigung.“ wiederholte er automatisch, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte.

Er reichte den Elben kaum bis zur Hüfte, und die Jahre hatten sein Gesicht mit Falten gezeichnet. Aber dieses gealterte Gesicht wurde von solch strahlendem Glück erhellt, dass die Elben bei seinem Anblick lächelten und beiseite traten; sie schauten ans Ufer, wo der Läufer jetzt still und stocksteif dastand und irgendwie dennoch Aufregung und Willkommensfreude versprühte.

Sam überquerte die Planke fast mit einer einzigen Bewegung, aber er stolperte und fiel beinahe hin, als er auf den Kai trat. Nach den Tagen auf See brachte ihn der feste Boden unter den Füßen aus dem Gleichgewicht. Eine Hand erwischte ihn am Ellenbogen und hielt ihn aufrecht, und eine lachende Stimme neben seinem Ohr sagte: „In Ordnung, alter Junge, fall mir bloß nicht auf’s Gesicht, kaum, dass du vom Schiff herunter bist! Sam, du bist grau geworden!“

Sam brachte seine Füße wieder ordentlich unter sich und schnaubte empört. „Also, was hast du erwartet, Herr Frodo? Ich bin hundertzwei Jahre alt!“ Dann wurden seine Augen sanft, als er Frodo ins Gesicht schaute und die Arme ausstreckte, um ihn zu umarmen.

„Gibt wohl keinen Grund, zu fragen, wie’s dir geht, Herr Frodo.“ sagte er und seine Stimme brach. „Ich kann selber sehen, dir geht’s richtig gut. Ich musste es sehen, ich musste es wissen... du bist geheilt, Herr Frodo.“

*****

Stunden später saßen sie mit heißem, würzigen Tee an Frodos Kamin. Der Abend war kühl, und es war angenehm, ihre Hände um die warmen Becher zu schließen und die bloßen Füße zum Feuer auszustrecken. Das flackernde Licht glühte und tanzte über Stühle aus poliertem Holz; ein paar Kupfertöpfe hingen vom Kaminsims und ein Dutzend silberner Weinkelche standen in einem Eckschrank. Das Zimmer war heimelig und gemütlich, aber nicht sehr groß, und Sam konnte nur zwei Türen sehen - beide geschlossen - die vermutlich zu anderen Zimmern führten.

„Also, das ist eine anständige Hobbithöhle, gar keine Frage.“ sagte er munter, aber im Stillen erinnerte er sich an Beutelsend und er war sehr erstaunt, Frodo in einem derart kleinen Heim zu finden.

Frodo schien seinen Gedanken zu erraten und er lachte zu ihm auf, während er Holz auf das Feuer legte. „Nun, Sam, du täuscht mich nicht mit höflichen Halbwahrheiten, also versuch’s gar nicht erst. Du meinst, seit Beutelsend sei ich betrüblich heruntergekommen. Wahrscheinlich dachtest du, ich hätte ein halbes Dutzend Zimmer in Elronds Haus, voll mit Elbenzierat und ein oder zwei Brunnen. Mal ehrlich jetzt – ist es nicht das, was du erwartet hast?“ Er stand auf, rieb sich die Asche von den Händen und wandte sich ab, um noch mehr heißes Wasser aus dem Kessel in die irdene Teekanne zu gießen.

„Na ja,“ murmelte Sam, „das ist nicht mehr, als du verdienst, Herr Frodo. Oder vielleicht eher ein großes Haus für dich allein.“ Ein Hauch von Besorgnis schimmerte in seinen Augen. „Um die Wahrheit zu sagen, ich dachte, du wärst in Elronds Haus. Ist Herr Bilbo dort?“

Frodos Lächeln geriet ins Schwanken. „Nein. Nein, das ist er nicht. Sam, da ist etwas, was ich dir sagen... was ich dir erklären muss.“ Er setzte sich hin und stocherte abwesend im Feuer herum. Das Zimmer war sehr still.

„Weißt du, sie nennen dies hier die Unsterblichenlande. Tol Eressëa und all diese westlichen Länder. Weil die Elben hier leben, und im Segensreich die Valar, und sie sind natürlich unsterblich. Aber Sam, alter Freund“ er warf Sam einen Seitenblick zu und starrte dann wieder ins Feuer. „wir sind nicht unsterblich, Sam. Nicht in Mittelerde, und hier genauso wenig. Verstehst du mich?“

Sam kam schwerfällig auf die Füße, trat neben ihn und legte Frodo seine Hand auf die Schulter. Sein Gesicht wirkte müde und alt. „Ja, ich verstehe dich, Herr Frodo. Du sagst mir, dass Herr Bilbo fort ist, er ist tot. Und du bist ganz allein hier gewesen, in dieser kleinen Höhle, nicht größer als die im Beutelhaldenweg, in der ich groß geworden bin. Und ich habe in deinem wunderschönen Beutelsend gelebt, wo von Rechts wegen du die ganze Zeit hättest sein sollen.“

Er humpelte zurück zu seinem Stuhl und setzte sich hin, die Ellbogen auf den Knien, den Kopf auf die Hände gestützt. „Ich hätte schon vor langer Zeit kommen sollen, sobald die Kinder verheiratet waren und eigene Hausstände gegründet hatten. Aber dann... wie hätte ich Rosie verlassen können? Sie war mir eine gute Frau, die allerbeste, und sie brauchte mich. Und ich habe sie geliebt, Herr Frodo.“ Er seufzte tief und schüttelte den Kopf.

„Sam, nicht doch!“ rief Frodo bestürzt. „Nein, du verstehst das falsch!“ Er beugte sich vor, zog Sams Hände von seinem Kopf fort, hielt sie fest und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu schauen.

„Sam, ich will nicht sagen, dass ich dich nicht vermisst habe... natürlich habe ich das getan, wie könnte ich auch nicht? Aber ich bin hier glücklich gewesen. Bilbo und ich, wir waren beide glücklich. Wir haben in dieser kleinen Höhle gelebt, weil wir es wollten, es war wie Zuhause, es war ein kleines Stück Auenland hier in Elbenheim. Sie ist klein, weil wir nichts Großes brauchten. Wie waren so oft draußen, sind über die Insel gewandert, haben die Elben besucht... manchmal haben wir sogar unter den Sternen geschlafen. Und als...“ Er schluckte hart. „... als Bilbo starb, war dies immer noch mein Zuhause. Ich wollte nirgendwo anders leben. Es gibt hier ein Schlafzimmer für dich, wenn du bei mir bleiben willst. Oder... ich weiß, Elrond würde dir Räume in seinem Haus geben. Wenn es das ist, was du möchtest.“

„Elrond?“ wiederholte Sam und klang verwirrt. „Wieso sollte ich bei Elrond leben wollen? Das soll jetzt keine Respektlosigkeit bedeuten ihm gegenüber, wenn du verstehst, was ich meine, und wenn sein Haus hier so ist wie Bruchtal, dann muss es ein Wunder sein. Aber ich habe dich sechzig Jahre lang vermisst, jeden Tag in diesen sechzig Jahren. Wenn ich auf dieser Insel keine andere Seele zu Gesicht bekäme, würde mir das nichts ausmachen. Solange du nur da bist, Herr Frodo.“

Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, dann hob er seinen Becher und nahm einen tiefen Zug. Frodo stand auf und klopfte ihm auf den Rücken.

„Gut, dann ist das also entschieden. Wir werden uns hier sehr wohl fühlen, alter Junge, du wirst sehen! Aber was andere ,Seelen’ betrifft – also, du hast neben mir noch andere Freunde in Eressëa, weißt du? Galadriel wird hören wollen, wie deine Gärten daheim im Auenland gedeihen, und die Bäume, vor allem der Mallorn. Und Elrond wird wirklich froh über jede Neuigkeit sein, die du ihm von Königin Arwen und Elessar bringen kannst. Wie auch immer, heute Abend wird es ein Fest geben, eine richtige Elbenfeier. Ein Willkommen für alle, die heute mit dem Schiff gekommen sind.“

Sam lachte reichlich zittrig und stemmte sich hoch. „Ach ja, ich hatte vergessen, dass die Elben sich nicht eher zum Abendessen hinsetzen, bevor der Mond am Himmel steht und vernünftige Hobbits im Bett liegen! Also, du zeigst mir jetzt, wo mein Zimmer ist, und ich zieh’ ein sauberes Hemd an und bin fertig zum Abmarsch.“

Frodo gluckste, während er eine der geschlossenen Türen öffnete und Sam hindurchwinkte. „Es sind all diese Jahre, die du Bürgermeister warst, Sam. Mittlerweile bist du allzeit bereit, wenn ein Bankett oder eine Rede vor der Tür steht. Wie viele Amtszeiten als Bürgermeister hast du eigentlich abgedient?“

„Sieben, Herr Frodo. Sieben. Und ich kann jetzt nicht nur, wenn ich wach bin, sondern auch im Schlaf eine Rede halten – obwohl vielleicht keines von beiden das Zuhören lohnt!“

 

3. Frodos Geschenk

Die beiden Hobbits schliefen lange am folgenden Morgen. Sams Träume bewahrten das Echo von kristallklarer Musik und von Sternen, die tiefer zu hängen und heller zu flammen schienen, als sie es jemals zu Hause getan hatten. Endlich erwachte er in strahlendem Sonnenschein, der durch das runde Fenster eingerahmt wurde; ein Geruch nach Schinken und Eiern kam aus dem Nebenzimmer und ließ ihm gierig das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Er lag einen Moment in luxuriöser Bequemlichkeit still und ließ den Blick durch das kleine Schlafzimmer wandern. Für die Ausmaße des Raumes war das Bett ziemlich groß; fedrige Matratzen und riesige, wolkenweiche Decken aus Gänsedaunen türmten sich darin. Das Kopf- und Fußende war mit verwickelten Schnitzereien bedeckt; allerdings offenbar keine Elbenarbeit, denn die Art der Schnitzereien erinnerte ihn stark an die Möbel, die er in Beutelsend zurückgelassen hatte. Ein Hobbit hatte diese Arbeiten angefertigt, und als er das Kopfende näher betrachtete, fand er Szenen aus dem Auenland, nebeneinander gesetzt in blätterartig geschnitzten Bilderrahmen.

Hier war die Vordertür von Beutelsend, und die ziemlich grob ausgeführte Gestalt eines Hobbits saß daneben auf einer Bank und schmauchte eine Pfeife. Da war das Gasthaus von Wasserau, die Tür einladend geöffnet und mit einer Rauchwolke, die aus dem Schornstein aufstieg. Noch ein Blick auf Beutelsend, diesmal der Garten, und Sam grinste, als er seinen alten Ohm wiedererkannte, der sich auf eine Schaufel stützte und genau den jähzornigen Gesichtsausdruck hatte, an den er sich so gut erinnerte. Als nächstes kam eine Innenansicht von Beutelsend; Bilbo saß in seinem Lieblingssessel und neben ihm, auf einem niedrigen Schemel, ein Hobbitkind mit einem Buch in den Händen.

„Was denn, das bin ja ich!“ murmelte Sam voller Staunen. „Das bin ich, und Herr Bilbo bringt mir meine Buchstaben bei. Aber wer in aller Welt hat all diese Bilder geschnitzt?“ Fasziniert von seinen Entdeckungen, krabbelte er auf die andere Seite des Bettes, um das Fußende zu untersuchen. Die Szenen aus dem Auenland wurden dort fortgesetzt; die alte Mühle neben der Wässer, der Beutelhaldenweg, wie er ausgesehen hatte, als Sam ein Kind war, Brandyschloss mit seinen hundert Fenstern und, ganz auf der rechten Seite, ein junger Hobbit mit mutwilligem Gesichtsausdruck in einem Feld voller Pilze, eine halb gefüllte Tasche in der Hand.

„Also, wen das darstellen soll, das ist ja wohl klar!“ Sam lachte in sich hinein, als eine energische Klopfsalve an der Schlafzimmertür erklang und eine fröhliche Stimme rief: „Also gut jetzt da drin, ich weiß, dass du wach bist! Komm raus zum Frühstück, Sam, oder willst du im Bett frühstücken?“

„Wag es bloß nicht, Herr Frodo! Gib mir nur einen Moment!“ Er warf sich in seine Kleider und hastete in den Nebenraum, wo ein Frühstück für zwei auf einem Tisch gedeckt war, der im Sonnenlicht badete. Frodo saß auf einem der beiden Plätze und lächelte zu ihm hoch, und Sam spürte, wie bei seinem Anblick die Freude in ihm hochsprudelte. Es schien immer noch nicht wirklich zu sein, dass er hier war, und dass die langen Jahre der Trennung vorüber waren. Er dachte, dass es wohl noch eine Weile dauern würde, bis er sich an diese Freude gewöhnt hatte.

„Was hast du da drin gemacht, alter Junge?“ erkundigte sich Frodo munter, während er den Tee eingoss. „Ich habe dich eine ganze Weile herumgrummeln und mit dir selbst murmeln hören. Ich dachte, der Duft nach Frühstück würde dich auf der Stelle herauslocken, und endlich musste ich klopfen, oder es wäre alles kalt geworden.“

„Hab mich bloß eingerichtet, Herr Frodo.“ antwortete Sam, den Mund voller Schinken. „Die Umgebung sondiert, könnte man sagen. Und das Bett. Wer hat das Kopfende da drin geschnitzt? Es sieht aus wie Hobbitarbeit, aber ich dachte, du und Herr Bilbo wart die einzigen Hobbits hier.“

Frodo beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, den Mund von einem Grinseln gekräuselt. „Was, wenn ich dir sage, dass ich es selbst geschnitzt habe? Und das Fußende auch, wenn es dir nichts ausmacht.“

Sam hörte vor Überraschung auf zu kauen. „Du? Nun, Herr Frodo, ich hab dich noch nie auch nur an einem Stock herumschnitzen sehen, also verlang nicht von mir zu glauben, dass du all diese Bilder gemacht hast! Das ist feine Schnitzerei, aber wirklich, du kannst jeden Gesichtsausdruck ganz deutlich erkennen, und jede Szene ist so klar wie am helllichten Tag. Wie hättest du lernen sollen, so zu schnitzen?“

Frodo lachte laut heraus. „Also, Sam, ich fürchte, ich werde dich schon bitten müssen, mir zu glauben, denn dieses Bett ist ganz und gar mein Werk. Es gibt wundervolle Holzschnitzer unter den Elben, und sie haben es mir beigebracht. Es hat lange gedauert, natürlich. Aber selbst hier scheint die Sonne nicht immerzu, und das Schnitzen war ein guter Weg, nasse Tage vor dem Feuer herumzubringen. Und dann, gegen Ende, konnte Bilbo nicht mehr oft ausgehen, und ich wollte ihn nicht alleinlassen. Er mochte es, zuzuschauen, wie diese Bilder vom Auenland Form annahmen.“

Sam nickte gedankenvoll. „Das kann ich mir vorstellen, so, wie ich ihn kenne. Also, du bist ein Wunder, Herr Frodo. Ich habe mich oft gefragt, was du mit dir selbst angefangen hast in Tol Eressëa, aber ich muss sagen, an Holzschnitzerei hätte ich nie gedacht!“

Frodo schob seinen Teller zurück und goß sich noch einen Becher Tee ein. „Na ja, weißt du, Sam, die Elben sind immerzu damit beschäftigt, schöne Dinge zu machen. In Bruchtal haben wir das nicht so sehr gesehen, wir waren nicht lang genug dort, und dann hatten wir genug mit der Aufgabe zu tun, hin- und wieder zurück zu kommen. Aber hier hatte ich die Zeit, zu bemerken, was sie tun, und die Dinge, die sie machen, sind wundervoll. Und sie waren so geduldig, während sie mich unterrichtet haben...“

Seine Stimme erstarb. Ein bisschen später fragte er fast schüchtern: „Mochtest du das eine von dir und Rose?“

Sam schaute verdattert. „Von mir und Rose? Bitte um Verzeihung, Herr Frodo, aber das muss ich übersehen haben. Aber ich würd’s wirklich gern sehen! Wart einen Moment, ich gehe noch mal nachschauen.“ Er stand schnell auf und lief zurück ins Schlafzimmer, aber obwohl er jede Schnitzerei ganz genau betrachtete, fand er keine von Rose.

„Sieh auf die andere Seite des Fußendes.“ sagte Frodo von der Türschwelle aus.

Sam ging um das Ende des Bettes herum. Es reichte bis hinunter zum Fußboden und auf dieser Seite waren mehr Bilder. Genau in der Mitte befand sich ein erhabener Kranz aus miteinander verschlungenen Rosen, und innerhalb des Kranzes war ein Hochzeitsportrait von Sam und Rose. Frodos Schnitzerei hatte ihren Ausdruck an diesem lang vergangenen Tag genau eingefangen. Sam sah schüchtern, stolz und glücklich aus, alles zur gleichen Zeit, und Rose glühte vor Jugend und Liebe.

„Mein Wort, Herr Frodo!“ Sam tastete hinter sich nach einem Stuhl und ließ sich schwerfällig darauf nieder, ohne die Augen von dem Bild abzuwenden. „Du hast sie lebendig werden lassen, das hast du. Ganz so hat sie ausgesehen an dem Tag, an dem wir geheiratet haben, und so sehr hat sie sich gar nicht verändert, Herr Frodo, auch mit den Jahren nicht. Sie bekam Lachfalten, weißt du, und ihr Haar wurde grau, aber ihr Lächeln blieb, wie es war, und ihre Augen auch.“ Seine eigenen Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, und Frodo trat hinter ihn und legte seine Hände auf Sams Schultern.

„Ich freue mich, dass es dir gefällt. Das habe ich gehofft.“

Sam tastete nach Frodos Hand und ergriff sie. „Du hättest mir kein besseres Geschenk geben können, Herr Frodo, und nichts, was ich mehr hätte schätzen können. Als wir mit dem Ring losgezogen sind, vor allen den Jahren, da musste ich Rosie verlassen, aber ich hatte dich. Und dann, als du zu den Anfurten gegangen bist, da dachte ich, es würde mir das Herz brechen, aber ich hatte Rosie. Bloß diese letzten Monate... sie ist am Mittjahrstag gestorben, Herr Frodo. Und dann hatte ich keinen mehr von euch. Ich wusste nicht, was ich mir mir anfangen sollte, und das ist die Wahrheit.“

Sam wischte sich die Augen mit dem Ärmel, stand auf und ging wieder zum Bett hinüber. „Also, was sind das noch für andere Bilder? Ich habe überhaupt noch nicht auf diese Seite geschaut, sonst hätte ich das von Rosie nicht verpasst.“ Er fing in der linken oberen Ecke an und sah sich selbst, mit beiden Händen ein Schwert umklammernd, und eine monströse Spinne, die über seinem Kopf hockte. „Uach! Also Herr Frodo, das hättest du nicht schnitzen müssen! Ich hätte dieses Monster lieber schnell vergessen!“

Frodo lachte und kam an seine Seite. „Nun, Sam, das ist eines, das ich gemacht habe, damit ich mich erinnere. Wenn es dich nicht gegeben hätte, wäre ich als Abendessen für dieses Ungeheuer geendet, und das wollte ich nicht vergessen. Oder die anderen Gelegenheiten, bei denen du mir das Leben gerettet hast. Sieh, da ist der Raum an der Spitze des Orkturmes – ich werde nie vergessen, wie ich aufwachte und dich dort fand, wo ich einen Ork mitsamt Peitsche erwartet hatte!“

Sam schüttelte den Kopf, aber er blickte schweigend von einem Bild zum anderen. Da war wirklich das Turmzimmer, und er selbst, wie er einen von Schlägen gezeichneten Frodo in seinen Armen hielt. In der oberen Ecke rechts war er fast bis zum Boden gebeugt dargestellt, wie er seinen Herrn den Hang des Schicksalsberges hinaufschleppte. Die letzte Schnitzerei zeigte ihn in den Sammath Naur, wie er Frodos Hand hielt, deutlich bemüht, ihn fortzuziehen, während der Berg über ihnen ausbrach und Felsbrocken vom Himmel stürzten.

„Diese Seite des Fußendes habe ich zuletzt gemacht, nachdem ich richtig gelernt hatte, wie man schnitzt. Denn dies war für dich, Sam; dies waren die Bilder, die ich wirklich machen wollte. Um Danke zu sagen. Um dich wissen zu lassen, dass ich dich nie vergessen habe, selbst als ich nicht im Auenland bleiben konnte. Und dein Hochzeitsportrait entstand, weil ich so froh darüber war, dass du Rose hattest, damit sie dich glücklich macht.“

Er wandte sich Samweis zu und sah ihn an, durch Tränen lächelnd. „Ich weiß, ich habe das schon früher gesagt, aber... ich bin froh, dass du hier bist.“

 

4. Sams Heilung

Sam würde es abgestritten haben, aber er war müde. Es war ein freudloser Sommer für ihn gewesen nach Rosies Tod... und dann stark sein zu müssen ungeachtet seines eigenen Kummers, um seine trauernden Kinder zu trösten. Es spielte keine Rolle, dass die „Kinder“ allesamt erwachsene Hobbits mit eigenen Kleinen waren – sie vermissten ihre Mutter und sie lehnten sich an Sam.

Den ganzen Sommer über kamen wechselnde Söhne und Töchter – und Enkel – zu Besuch nach Beutelsend. „Um Papa Gesellschaft zu leisten.“ sagten seine Kinder sich gegenseitig. „Er wird sich so allein fühlen ohne Mutter. Ein paar von uns sollten besser bei ihm bleiben.“ Sam war froh, sie bei sich zu haben. Und doch - und davor gab es kein Entrinnen – es war ermüdend, die ganze Zeit Hausgäste zu haben, so sehr er sie auch liebte. Die Enkelkinder rannten hinein und hinaus, knallten mit den Türen und stritten sich von Zeit zu Zeit, wie Kinder das nun einmal tun. Ein paar purzelten im Obstgarten von den Bäumen und mussten verarztet werden. Eines fiel ins Wasser und wurde halb ertrunken heimgebracht.

Und seine Söhne und Töchter blieben spät auf, lang nachdem die Enkel schon schliefen – lang nachdem Sam normalerweise schon geschlafen hätte, um die Wahrheit zu sagen. Sie wollten über Rosie reden; manchmal weinten sie, an die handfeste Schulter ihres Papas gelehnt. Nacht für Nacht saß Sam mit ihnen zusammen, sein Gähnen unterdrückend, die eigenen Tränen zurückhaltend, um ihnen Trost zu geben.

Der Sommer ging zu Ende; die Kinder mussten in ihre eigenen Heime zurückkehren und sich um die Ernte kümmern. Sam seufzte vor Erleichterung und holte sich ein paar Nachbarsjungen, um die Äpfel zu pflücken. Die stillen Tage im Obstgarten waren ein wenig Balsam für sein schweres Herz, aber nachts spürte er das Zerren in den Knien, nach dem er den ganzen Tag die Leiter hoch auf die Bäume geklettert war. Auch seine Schultern taten weh, und das, obwohl meistens die beiden Jungen die schweren Apfelkörbe geschleppt hatten. Und in diesem Herbst war Rosie nicht da, um die Verhärtungen wegzumassieren.

„Es wird dir ein bisschen zuviel, Sam Gamdschie.“ sagte er sich selbst reuevoll.

Eines Morgens, nachdem die Frühäpfel eingebracht waren, saß er lange am Tisch vor seinem Morgenbier und dachte nach. Es gab nichts, das ihn im Auenland hielt, jetzt, da Rosie fort war. Die Kinder natürlich, aber sie hatten ihr eigenes Leben und ihre Familien. Er wollte ihnen nicht zur Last fallen, und dieser Herbst hatte ihm bewiesen, dass es ihm wirklich zuviel wurde.

Betrübt gestand er sich selbst ein, dass er nicht länger die Kraft hatte, Beutelsend so zu halten, wie er es haben wollte. Besser, es an eines seiner Kinder weiterzureichen – Jung-Frodo wahrscheinlich. Er wollte gern wieder einen Frodo als Herrn von Beutelsend sehen. Das Rote Buch würde er Elanor übergeben; ihr Heim in Untertürmen lag auf seinem Weg, an der Straße zu den Anfurten. Er stand von Tisch auf, um seinen Becher zu spülen. Sein Entschluss war gefasst. Es war Zeit zu gehen... Zeit, Frodo zu folgen.

Und so war er gegangen. Nachdem er sich einmal entschieden hatte, brauchte es sehr wenig Zeit, seine Angelegenheiten zu ordnen, deshalb konnte er an Frodos Geburtstag Ende September aufbrechen, was er nur anständig fand. Er war gemächlich zu den Anfurten geritten und an Bord des Elbenschiffes gegangen, und endlich war er in Tol Eressëa, in Frodos Haus... oder vielmehr Frodos Höhle. Und er war froh, dass er gekommen war! Er war glücklich, so glücklich, dass ein ständiges Lächeln um seine Mundwinkel zu geistern schien, bereit, bei jedem Grund aufzuleuchten, oder auch ohne jeden Grund.

Aber müde war er immer noch.

Frodo merkte es natürlich. Sam stand morgens spät auf, selbst wenn sie am Abend zuvor früh zu Bett gegangen waren. Er bewegte sich langsam und gewöhnte sich bald an, nach dem Mittagessen ein Nickerchen zu machen, in einer Hängematte unter den Bäumen von Frodos ziemlich vernachlässigten Garten. Frodo beobachtete und wartete; er hoffte darauf, dass die heilsame Luft der Unsterblichenlande ihren sanften Zauber bei Sam ebenso wirken würde, wie sie es bei Bilbo getan hatte... dass sie imstande war, ein gewisses Maß an Stärke und Lebenskraft wiederherzustellen.

Und langsam tat sie das auch. Sam hielt immer noch sein Nickerchen nach dem Mittagessen, aber am Morgen hatte er mehr Kraft. Frodo fing an, ihn auf Spaziergänge in die Nachbarschaft mizunehmen. Galadriel zeigte ihnen ihre Gärten – ein besonderes Vergnügen für Sam, obwohl Frodo das Ganze ziemlich ermüdend fand, wenn er den tiefschürfenden Diskussionen der beiden Gärtner über Wachstumskalender und einjährige Pflanzen, Kreuzungen und Düngersorten zuhörte. Er hatte sich nie mit Gartenkunde beschäftigt, weder im Auenland noch in Eressëa. Aber Sam schien einiges von seiner alten Lebensfreude zurückzugewinnen, während er durch Galadriels Gärten schlenderte, und Frodo betrachtete den Besuch als Erfolg. Sie besuchten auch Elronds Garten, aber Frodo ließ Sam in Elronds kenntnisreicher Gesellschaft zurück, um die Gartenwege zu erforschen, während er statt dessen Elronds Bibliothek durchstreifte. Selbst Sam zuliebe wollte er sich nicht noch mehr über Dünger anhören.

Danach weigerte sich Sam allerdings, noch mehr Gärten zu besichtigen. „Das macht mir nichts aus, Herr Frodo.“ sagte er fest. „Ich habe mein ganzes Leben in Gärten verbracht, sozusagen, und es ist kein Vergnügen für dich, den ganzen Morgen einen Gartenweg entlang gezerrt zu werden. Du solltest mich besser zu ein paar von den Plätzen mitnehmen, die dir gefallen, Herr Frodo. Komm jetzt! Nach all den Jahren, die du auf dieser Inseln verbracht hast... wohin gehst du immer wieder?“

Deshalb fanden sie sich an diesem Nachmittag auf einem Waldweg ein paar Meilen von Zuhause wieder. Frodo hatte den Ausflug sorgfältig geplant, aus Sorge, dass Sams Stärke dem langen Marsch nicht standhalten könnte, obwohl er ihm kräftiger erschien als voher; ein Monat auf der Insel machte bereits einen himmelweiten Unterschied aus. Trotzdem legten sie mittags eine lange Pause mitsamt einem Schläfchen ein, und sie hatten Decken mitgenommen, um die Nacht in den Wäldern zu verbringen. Frodo wollte nicht riskieren, Sam zu erschöpfen, indem sie versuchten, den Hin- und Rückweg an einem Tag zu bewältigen.

Er hatte Sam nicht erzählt, wohin sie gingen; sie konnten den Wasserfall sowieso schon hören, bevor sie ihn erreichten. Trotzdem – als sie aus dem Schatten der Bäume heraustraten und Tinúviels Schleier sahen, stockte Sam der Atem. Er war so groß, so leuchtend, ein schmaler Strom klaren Wassers, der aus schier unglaublicher Höhe in ein Becken aus schwarzen Felsen hinabfiel, die vor Nässe glänzten. Die sprühende Gischt fing das Licht in funkelnden Farben und kleinen Regenbögen ein. Ein kleines Flüsschen ergoß sich aus dem Becken in ein steiniges Bett und rauschte von dort tief in den Wald hinein.

Um das Becken und einen Teil des Flussbettes herum hatte man die Bäume gefällt und eine grasige Lichtung geschaffen. Die späte Nachmittagssonne erfüllte sie mit warmen, gelben Licht, zeichnete die Umrisse von jedem Baum und jedem Blatt deutlich nach und verwandelte das herabfallende Wasser in ein Gespinst aus geschmolzenem Gold.

Nach seinem ersten Ausruf des Entzückens verfiel Sam in Schweigen. Er ließ sich behutsam auf der Erde nieder und saß auf seine Arme zurückgelehnt, den Wasserfall betrachtend, als bekäme er niemals genug davon. Endlich wandte er sich mit leuchtenden Augen zu Frodo um.

„Sterne und Herrlichkeit, Herr Frodo, was für ein Ort! Ich wäre eine Woche marschiert, um das zu sehen, wär’ ich wirklich!“ Er gluckste über den Ausdruck in Frodos Gesicht. „Du glaubst, ich könnte keine Woche Fußmarsch mehr schaffen, Herr Frodo. Aber das könnte ich wohl --- um das hier anzuschauen!“

Frodo klopfte ihm auf den Rücken. „Das glaube ich dir, Sam. Du bringst alles fertig, was du dir in den Kopf setzt, das sollte ich inzwischen wissen.“ Er fing an, in seinem Rucksack herumzukramen und förderte ein paar ineinandergestapelte Pfannen zutage. „Wir bringen besser ein Feuer in Gang und fangen mit dem Abendessen an. Die Sonne geht bald unter.“

Sie stöberten am Waldrand herum und sammelten Bruchholz und Pinienzapfen. Frodo zog eine kleine Axt aus seinem Rucksack und fing an, die Holzstücke in die richtige Größe zu hacken, während Sam auf dem Boden saß und höchst belustigt zuschaute.

„Also, Herr Frodo, du hast ein ganz schönes Geschick entwickelt, seit wir das letzte Mal im Freien kampiert haben, das will ich dir aber sagen!“

Frodo grinste. „Das musste ich lernen, nachdem du nicht mehr da warst, um die ganze Arbeit zu machen, Sam. Mir war nie klar, wie viel Arbeit das war, bis Bilbo und ich anfingen, im Freien zu übernachten. Sei froh, dass du meine ersten Kochversuche nicht miterlebt hast!“ Bei der Erinnerung schnitt er eine Grimasse. „Meinen Zwieback hätten wir, wenn nötig, auch als Holzkohle benutzen können.“

Sam lachte, rappelte sich hoch und griff nach den Pfannen. „Also gut, Herr Frodo, wenn du Feuer machst, hol ich das Wasser. Das war früher deine Aufgabe, erinnerst du dich? Wir haben einfach die Plätze getauscht, das ist alles. Aber kochen kann ich immer noch, wenn du das möchtest.“

Frodo versuchte, beleidigt dreinzuschauen, dann gab er es auf und gluckste. „Ja, Sam, es ist besser, du kochst! Ich nehme an, deine Fähigkeiten habe ich bis jetzt noch nicht erreicht.“

„Du bist trotzdem ziemlich gut, möchte ich wetten, Herr Frodo. Wart’s ab, ich zeig dir ein paar von den Kniffen, die ich kenne. Kochen im Freien ist ein bisschen anders, aber nicht schwer.“

Als die Dunkelheit hereinbrach, hatte Frodo seine Lehrstunde im Kochen hinter sich; die Pfannen waren leer und standen, gefüllt mit frischem Wasser, zum Einweichen auf dem Feuer. Die beiden Hobbits lagen auf ihren Decken, angenehm müde, aber noch nicht schläfrig, und sahen die Sterne herauskommen.

„Du hast mir noch nicht viel davon erzählt, was sich im Auenland zugetragen hat, Sam.“ sagte Frodo nach einem langen Schweigen.

„Nein, hab’ ich nicht, oder? Es scheint alles so weit weg zu sein, jetzt, wo ich hier bin.“ Sam stütze sich auf einen Ellenbogen. „Na ja, einiges hat sich verändert, weißt du, Herr Frodo? Es fühlt sich anders an, nachdem die Elben fast alle weg sind. Nicht, dass wir je viel von ihnen zu sehen gekriegt haben, aber wir wussten immer, dass sie da sind, wenn du verstehst, was ich meine. Und jetzt sind sie’s nicht mehr.

König Elessar ist für eine Weile in den Norden gekommen. Er reiste an die Grenzen des Auenlandes, bis zur Brandyweinbrücke. Und dann waren Rose und ich ein Jahr lang in Gondor, damit Elanor am Hof sein konnte. Königin Arwen hat sie zur Ehrenjungfer ernannt.“ Sams Stimme war warm vor Stolz und Frodo lächelte in die Dunkelheit.

„Ist sie so hübsch geworden, wie wir es erwartet haben, Sam?“

„Das ist sie, Herr Frodo! Elanor die Schöne wird sie von den Leuten genannt. Sie ist jetzt verheiratet; sie leben oben bei den Turmbergen. Ich habe dein Rotes Buch bei ihr gelassen. Fastred – das ist ihr Mann – hat viel übrig für die Geschichte des Auenlandes. Er wird mit dem Buch weitermachen.“

„Das ist gut, Sam. Ich bin froh, dass es jemand fortführt. Aber – die Turmberge? Das ist doch nicht im Auenland. Ich wusste gar nicht, dass dort drüben jemand lebt!“

Sam gluckste. „Tat auch niemand, als du noch zu Hause warst. König Elessar hat damit angefangen, er hat das ganze Land bis zu den Turmbergen zum Auenland hinzugefügt. Vor ungefähr dreißig Jahren, glaube ich.“ Er warf Frodo einen Blick zu und versuchte, im Feuerschein seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. „Der Thain – das ist Herr Pippin – hat Fastred zum Verwalter der Westmark ernannt. Mein kleines Mädchen ist jetzt eine ziemliche Dame.“

Frodo wandte Sam sein Gesicht zu und fasste nach seiner Hand. „Das freut mich, Sam. Sie war ein zauberhaftes Mädelchen, und ihre Familie verdient jede Ehre, die das Auenland ihr geben kann.“

Sam schüttelte den Kopf, wieder ernst geworden und hielt Frodos Hand fest, auch noch, als er sie wegziehen wollte. „Du warst derjenige, der die Bürde getragen hat, Herr Frodo. Die Leute im Auenland haben dir nie die Ehre erwiesen, die du verdient gehabt hättest, und ich schäme mich für sie alle miteinander! Aber ich weiß gut genug, wer das Auenland gerettet hat, jawohl, und auch, wer König Elessar auf den Thron gebracht hat. Was wahr ist, muss wahr bleiben, Herr Frodo.“

Er ließ Frodos Hand wieder los. Frodo lag auf dem Rücken und starrte auf zum Himmel. „Ja, was wahr ist, muss wahr bleiben, Sam Gamdschie.“ sagte er endlich. Er schloss die Augen, und binnen kurzem konnte Sam ein leises Schnarchen hören.

Sam rollte einer seiner Decken zu einem Kopfpolster zusammen und wickelte sich in die andere. Es wurde kalt. Na ja, immerhin hatten sie Anfang November. Und die Blätter fingen gerade erst an, sich zu verfärben, jetzt, wo er darüber nachdachte. Der Winter kam wohl spät nach Tol Eressëa. Er sah zu, wie der Mond aufstieg, ein paar Tage vor seiner vollen Rundung. Dies würde der zweite Vollmond sein, den er von der Einsamen Insel aus sah; aber er fühlte sich keineswegs einsam, nicht mit Frodo hier an seiner Seite.

Frodo war fest eingeschlafen, die Arme hinter dem Kopf. Sein Gesicht sah im Mondlicht friedlich aus, und von Zeit zu Zeit lächelte er ein wenig. Sam lag lange Zeit da und betrachtete ihn. All die geschäftigen Jahre im Auenland, und mitten in all seinem Glück hatte ihn die Sorge um seinen Herrn doch nie verlassen. Nun endlich konnte er sehen, dass Frodo geheilt war. Geheilt und glücklich. Sogar seine Stimme hatte einen Klang, an den sich Sam aus den alten Tagen erinnerte, bevor der ganze Ärger anfing.

„Und das sollte mir doch genügen.“ sagte sich Sam gereizt. „Er ist hier und ich bin hier, und er ist in Ordnung. Weshalb kann ich dann nicht schlafen?“

Er kämpfte sich aus seinen Decken, stand auf und ging leise zum Rand des Beckens. Er hatte sich an das Geräusch des Wasserfalls gewöhnt und hörte es kaum noch, aber hier, dicht am Fluss, nahm er das sanfte Gurgeln des Wassers wieder wahr, das über die Steine davonströmte. Es fließt hinunter ins Meer, dachte er. Immer hinunter ins Meer.

Er saß auf einem Felsen am Rande des Flusses und schaute hoch. Der dunkle Himmel schien vor lauter Sternenlicht beinahe zu pulsieren, schimmernde Diamanten, die zitterten und tanzten, bis Sam vom Zuschauen leicht schwindelig wurde. Neben dem Murmeln des Wassers war nichts zu hören. Dann, plötzlich, spürte er jemanden hinter sich. „Herrr Frodo muss aufgewacht sein.“ dachte er ein wenig benommen und schaute sich um, ohne besorgt zu sein. Da stand ein großer Mann, dicht genug, um ihn berühren zu können, und er beobachtete ihn.

„Kannst du nicht schlafen, Samweis?“ fragte er.

Sam stand eilig auf, und seine Knie protestierten. Er war wirklich zu alt, dachte er, zu alt, um mitten auf der Nacht auf einem kalten Felsen herumzuhocken. Er fühlte sich wie in einem Traum, und er antwortete mit schwerer Zunge. „Bitte um Entschuldigung, Herr – wieso wisst Ihr meinen Namen?“

„Es gibt nur zwei Hobbits in Eressëa, Sam. Und Frodo kenne ich.“ Der Mann ließ sich auf dem Felsen nieder, den Sam geräumt hatte; jetzt war er Auge in Auge mit dem Hobbit. „Dein Herr Frodo ist in Ordnung, Sam.“ sagte er. „Gönn dir ein bisschen Frieden.“

Samweis schaute ihm ins Gesicht, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Es war ein freundliches Gesicht, aber die Augen waren sehr wissend. Wenn du was zu verbergen hättest, wär’ es höchst ungemütlich, in diese Augen zu sehen. Das schoss Sam durch den Kopf, aber er hatte nichts zu verbergen.

Der Mann hielt seinen Blick fest und legte die Hände sanft auf Sams Schultern, fast wie zu einem Segen. „Er ist in Ordnung, Sam. Er ist geheilt. Geh jetzt schlafen, und mach dir keine Sorgen mehr um ihn.“

Sam entfuhr ein langer Atemzug. Er hatte es gewusst, wirklich, seit dem Augenblick, als er vom Schiff gekommen war und Frodos Gesicht gesehen hatte. Nur hatte er sich so lange um seinen Herrn bekümmert und sich gesorgt, dass es schien, er könne sich nicht selbst dazu bringen, damit aufzuhören. Nun hatte er das Gefühl, als sei eine schwere Last von seinen Schultern gefallen... eine Last, von der er nicht einmal gewusst hatte, dass er sie trug.

Er wandte sich ohne ein Wort ab, ging zu seinen Decken zurück und schlief schon fast, noch bevor er den Kopf hinlegte. Am nächsten Morgen wusste er nichts mehr von seinem mitternächtlichen Besucher, aber sein Herz war leichter als seit vielen Jahren.

 

5. Sams letzte Prüfung

Es regnete in Strömen, und jegliche Unternehmung im Freien verbot sich von selbst. Frodo saß am Kamin, die Schnitzwerkzeuge rings um seine Füße ausgebreitet, die Aufmerksamkeit voll auf die runde Holzscheibe auf seinen Knien gerichtet. Er raspelte vorsichtig daran herum, und biss sich vor lauter Konzentration auf die Unterlippe.

Sams Schlafzimmertür öffnete sich und er kam herein, während er sein Hemd zuknöpfte. „Morgen, Herr Frodo. Was haben wir heute vor?“ Er hob den großen Tiegel von seinem Haken am Kaminsims und holte den Eierkorb aus der Speisekammer.

Frodo blickte von seiner Arbeit auf. „Wie wär’s mit einer Wanderung quer über die Insel? Wir waren bis jetzt noch nicht am Südende.“ Er hielt seinen unschuldigen Gesichtsausdruck nur mit Mühe aufrecht, aber seine Mundwinkel zuckten.

Sam blinzelte aus dem Fenster in den herunter prasselnden Regen. Der Weg, der von der Vordertür wegführte, hatte sich in einen plätschernden Bach verwandelt und die Stufen waren kleine Wasserfälle. „Ich glaube, ich verzichte dankend, Herr Frodo. Ich war noch nie ein besonderer Schwimmer, wenn du verstehst, was ich meine.“

Frodo fing an zu lachen. „Oh Sam, es ist so gut, dich hier zu haben! Mit den Elben konnte ich niemals Witze reißen, weißt du?“

„Nein, sie sind wunderbare Leute, aber nicht für Witze.“ stimmte Sam zu. Er suchte sich seinen Weg um die Werkzeuge auf dem Boden herum und setzte den Tiegel auf ein Kohlenbett, das er aus dem Feuer zusammengekratzt hatte. Er kauerte sich daneben hin, eine lange Gabel in der Hand. „Was machst du da, Herr Frodo?“

„Oh, das ist bloß eine Schnitzerei, um die mich Galadriel gebeten hat, als wir letzte Woche zum Abendessen bei ihr waren.“ sagte Frodo vage. Sam hob eine Augenbraue angesichts der ausweichenden Antwort und schaute neugierig auf den Holzblock, aber er sagte nichts mehr. Der Speck zischte in der Pfanne und er wandte seine Aufmerksamkeit dem Kochen zu.

Im Laufe des Vormittags wurde das Wetter nicht besser. Frodo wusch die Frühstücksteller ab und kehrte zu seiner Schnitzerei zurück. Sam setzte sich an den Tisch, einen Stapel Papier vor sich und kaute am Ende seines Stiftes herum. Er versuchte sich an einem Gedicht, aber er kam nicht sehr schnell voran. Er hatte geschrieben:

Vor diesem Abend hatte ich das Meer noch nie geseh’n
Als ich im Westen an der Küste stand
Das Sternenglas erstrahlte hell und klar in seiner Hand
Er machte sich bereit, für immer von uns fortzugeh’n.
Durch Tränen konnt’ ich kaum das Schiff erkennen
Daß mein Herr uns verließ, brach mir das Herz
Durch all die Jahre blieb mein tiefer Schmerz
Dass ich ihm niemals würde folgen können.

An dieser Stelle war er stecken geblieben. Was er geschrieben hatte, drückte mit Sicherheit aus, wie er sich fühlte, als sein Herr die Anfurten vor sechzig Jahren verließ, aber er wusste nicht, wie er den Bogen von diesem alten Kummer hin zu seiner gegenwärtigen Freude schlagen sollte. Er kritzelte auf dem Rand des Blattes herum und malte eine rankende Weinrebe bis zur unteren Kante, dann fing er an, winzige Beeren zu zeichnen, die an der Rebe hingen. Es war sehr still in dem kleinen Zimmer, und die beiden Hobbits schraken hoch, als es laut an der Tür klopfte.

Sam öffnete, und ein schlanker Elb trat ein; Wasser strömte ihm aus den Haaren und aus seinen Kleidern. Frodo sprang auf, um ihn zu begrüßen. „Orophin! Komm herein! Himmel, du bist ja durchgeweicht! Möchtest du ein Glas Wein, oder lieber etwas Heißes? Es muss kalt sein, in diesem Regen zu wandern!“

Der Elb lächelte und schüttelte sich, fast so wie ein Hund. Wassertröpfchen flogen glitzernd in alle Richtungen, und jetzt wirkte er ziemlich trocken. „Nein, Frodo, ich kann nicht bleiben. Ich kam nur, um dir eine Nachricht der Herrin Galadriel zu bringen, und ich muss noch mehr abliefern.“ Er langte in ein Päckchen, das an seinem Gürtel hing und zog einen kleinen, grünen Umschlag heraus. „In zwei Nächten wird der Mond voll sein.“ sagte er, und mit dieser geheimnisvollen Bemerkung nickte er zum Abschied und ging wieder hinaus in den Regen.

Sam schloß die Tür und bürstete Wassertröpfchen von seinen Armen und Schultern. „Wundervolle Leute, diese Elben.“ sagte er wieder. „Bloß gut, dass er sich so trocken schütteln kann, wenn er bei diesem Wetter Nachrichten überbringen muss! Aber wieso macht es was aus, wann der Mond voll ist?“

Frodo hatte den Umschlag geöffnet und las seinen Inhalt mit unmissverständlichem Entzücken. „Alter Junge, weil Galadriel uns Plätze in ihrem Boot anbietet – beim Herbstmond-Wettsegeln!

Das ist eine ziemliche Ehre, Sam! Galadriel hat das schnellste Boot auf der Insel, aber es trägt nur sieben Mitfahrer: fünf Gäste und zwei Seeleute. Ich bin ein oder zweimal an Bord gewesen, aber das ist schon lange her.“ Er hob die Augen zu Sams Gesicht und lächelte. „Ich glaube, diese Einladung ist in Wirklichkeit mehr für dich gedacht als für mich, Samweis. Galadriel denkt sehr hoch von dir.“

Sam antwortete nicht, aber sein Gesicht war bleich geworden. „Wie wär’s mit einem Becher Tee, Herr Frodo?“ sagte er schließlich. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er zum Kamin und goß geschäftig Wasser in die Teekanne. Frodo stand mitten im Zimmer, die Einladung lose in der Hand; er betrachtete Sam voller Verblüffung. Es gab ein plötzliches Krachen, als Sam ein Becher aus der Hand rutschte und auf dem steinernen Kaminboden zerschellte.

Endlich rührte sich Frodo; er ging zu Sam hinüber und zog ihn von der Stelle weg, wo er versuchte, mit ungeschickten Händen die Scherben aufzusammeln. „Lass das, Sam!“ schalt er. „Hier, setz dich hin und sag mir, was los ist.“ Er drückte Sam in einen Sessel und reichte ihm einen Becher Tee, dann goss er sich selbst ein.

„Also gut, Samweis.“ sagte er. „Raus damit. Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen, aber wieso?“

Sam nahm einen langen Schluck Tee. „Nichts, weswegen du so besorgt dreinschauen müsstest, Herr Frodo.“ sagte er und versuchte zu lachen. „Was ist das denn nun für ein Wettsegeln, zu dem wir eingeladen sind?“ Wie er es beabsichtigt hatte, ließ sich Frodo von der Frage ablenken.

„Es ist eine Zusammenkunft der Boote von der ganzen Insel, Sam. Sie segeln gemeinsam bei Sonnenuntergang los, in alle Richtungen, wie die Strahlen der Sonne. Und jedes Boot wird von einem Ende zum anderen mit farbigen Laternen beleuchtet, aber jedes mit nur einer Farbe – golden, blau, grün oder weiß. Wenn der Mond aufgeht, segeln sie um die Wette zurück zur Insel, und das erste Boot von jeder Farbe, das die Insel erreicht, führt die Boote mit der gleichen Farbe an. Während die anderen Boote zurück kommen, reihen sie sich hinter dem führenden Boot ein und die Bootsreihen segeln immer wieder rund um die Insel und verweben sich miteinander, so dass die verschiedenfarbigen Lichter Muster in die Dunkelheit zeichnen.“

Er brach ab und gluckste. „In einem Jahr gab es einen Zusammenstoß, und Elronds Boot ist gekentert. Also schwammen Elrond und ein Dutzend andere im Dunkeln herum, und die anderen Boote fuhren durcheinander bei dem Versuch, sie aufzusammeln – das Erstaunlichste an der Sache war, dass sie sich in dem Gewühl nicht gegenseitig rammten. Oh, aber Elrond war fuchsteufelswild!“

Sam betrachtete ihn voller Entsetzen. „Bloß gut, dass du nicht in Elronds Boot warst, Herr Frodo!“

„Na ja... genau genommen war ich’s doch! Ich hatte keinen Schwimmzug mehr getan, seit ich ein Junge im Brandyschloss gewesen war, aber ich erinnerte mich sehr schnell wieder daran, wie man schwimmt, das kannst du mir glauben! Aber es war nur dieses eine Mal, Sam. Es ist nie wieder passiert – jetzt proben sie rechtzeitig, um Unfälle zu verhüten.“

Er wanderte im Zimmer herum, mit glühendem Gesicht, berstend von dem Bedürfnis, seine Aufregung mit Sam zu teilen. „Die ganze Zeit, während sie segeln, wird auch gesungen – ein Sänger in jedem Boot. Sie bereiten sich das ganze Jahr darauf vor, weißt du, und jedes Jahr sind die Lieder neu, sie werden extra für das Wettsegeln geschrieben. All die Sänger von jeder Farbe übernehmen einen anderen Teil der Harmonie. Oh Sam, das ist wundervoll! Galadriels Boot wird sicher unter den Führenden sein, und dann sind wir richtig weit vorne. Wart’s nur ab – so etwas wie dieses Wettsegeln hast du noch nie gesehen!“

Er verfiel in Schweigen und verlor sich in Erinnerungen – helle Bänder aus Licht, die ständig wechselnde Muster in die Dunkelheit flochten, juwelengleiche Laternen, die sich im dunklen Wasser spiegelten, Wellen von Musik, die über das Meer dahinrollten. Ein großartiges, kreisendes Gewebe aus Klängen und Tönen, er selbst und die Elben eingefangen in diesem Kreis und mit ihm in Bewegung, und über ihren Köpfen der prachtvolle Herbstmond, der über den Himmel segelte. Und dieses Jahr würde Sam auch dabei sein! Sein Glück schien fast unerträglich groß zu sein, und eine tiefe Dankbarkeit überkam ihn.

„Und was dann, Herr Frodo? Wie lange dauert es?“ fragte Sam. Frodo blinzelte, plötzlich in die Gegenwart zurückgerissen.

„Es dauert die ganze Nacht, Sam; bis zur Morgendämmerung. Und gefeiert wird auch. Manchmal ändert sich die Musik in zwei verschiedene Harmonien, und dann können alle auf den Booten, die still sind, etwas essen, und denen zuprosten, die gerade singen. Wenn die Sonne aufgeht, gibt es ein letztes Lied, um sie willkommen zu heißen; dieses Lied ist jedes Jahr das selbe, und es wird von allen angestimmt. Dann kommen die Boote zur Insel zurück und werden für den Winter auf’s Trockendock gelegt. Das Wettsegeln ist für die kleinen Boote auf der Insel gedacht, für die, die sich nicht in die Winterstürme hinauswagen können.“

Sam lauschte mit wachsender Bestürzung, um so mehr, als er Frodos Begeisterung bemerkte. Das war ganz klar der Höhepunkt des Jahres auf Tol Eressëa, ein Fest, dem man sich nicht entziehen konnte, ohne Anstoß zu erregen. „Und es bedeutet Herrn Frodo eine Menge.“ dachte er. „Er ist so glücklich, dass er diese Einladung bekommen hat!“

Sam nippte an seinem Tee und erinnerte sich an die zehntägige Reise, die ihn nach Eressëa gebracht hatte. Nur seine tiefe Sehnsucht nach Frodo hatte ihn auf das Elbenschiff getrieben, und nur die Aussicht, seinen Herrn wiederzusehen, hatte ihn während der Reise aufrecht gehalten. Und das war ein Schiff in voller Größe gewesen, nicht ein kleines, für Schnelligkeit gebautes Boot! Sam hatte ein ganzes, langes Leben hindurch nie seine Angst vor Booten verloren.

Frodos Feuereifer für dieses Wettsegeln überraschte ihn – vor allem nach der Beinahe-Katastrophe mit Elronds Segler! Hobbits verabscheuten das Wasser, das war soviel wie ein Gesetz. Andererseits war Frodo am Ufer des Brandywein aufgewachsen; er hatte seine Kindheit damit verbracht, mit seinen Brandybock-Vettern auf dem Fluss zu rudern. Frodo hatte das Wasser nie gefürchtet.

„Sam?“ Frodos Stimme unterbrach seine Gedanken. „Bist du in Ordnung?“

Sam schüttelte sich innerlich und brachte ein gezwungenes Lächeln zustande. „Ja, ich bin in Ordnung, Herr Frodo. - Ich glaube, ich leg’ mich ein bisschen hin, wenn’s dir nichts ausmacht. Dieser Dauerregen macht mich irgendwie fertig.“

Sam stellte seinen Becher hin, ließ Frodo, der hinter ihm herstarrte, wo er war und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Er legte sich nicht auf das Bett, sondern zog einen Stuhl vor das geschnitzte Fußende und setzte sich hin. Wieder betrachtete er die Bilder von sich selbst – im Kampf mit Kankra, mit Frodo auf dem Schicksalsberg, Frodo aus dem Orkturm rettend. Hier waren ein paar der schrecklichsten Erinnerungen seines Lebens versammelt.

Obwohl... hätte Frodo davon gewusst, dann hätte er noch ein Bild hinzufügen können: Sam in dem kleinen Elbennachen auf dem Anduin. Für Sam war die lange Fahrt den Fluss hinunter in der zerbrechlichen Nussschale genauso furchtbar gewesen wie die lange Dunkelheit von Moria. Ausgenommen der Balrog, natürlich. Schlimmere Dinge waren später noch gekommen, ganz klar; aber seine Furcht während dieser Flussreise war sehr wirklich gewesen.

Und das alles war so lange her. Er hätte nicht gedacht, dass sein Mut noch einmal auf die Probe gestellt werden würde, hier in Eressëa. Er schauderte, als er sich vorstellte, wie Frodo über Bord ging und in dem dunklen Wasser herumpaddelte. Was, wenn er ertrunken wäre und Sam hätte Eressëa erreicht, nur um festzustellen, dass er schon tot war, genau wie Herr Bilbo? Sam verdrängte den Gedanken. Frodo war nicht ertrunken, er war im Zimmer nebenan, unendlich begeistert bei der Aussicht auf eine weitere Bootsfahrt!

Den ganzen Nachmittag saß Sam allein und rang mit seiner Furcht. Frodo würde nicht darauf bestehen, dass er an dem Wettsegeln teilnahm, das wusste er, aber ohne ihn gehen würde er auch nicht. Wenn er auf seinen Platz in Galadriels Boot verzichtete, würde Frodo ebenfalls am Ufer zurückbleiben.

Er starrte auf die geschnitzten Bilder. Dies waren tödliche Gefahren gewesen, aber er hatte den Mut gefunden, sich ihnen zu stellen, um Frodos Willen. Eine Nacht damit zu verbringen, auf einem kleinen Boot um Eressëa herum zu segeln (selbst, wenn es das schnellste Boot der Insel war, wie er sich schaudernd erinnerte) war überhaupt keine echte Gefahr. Selbst wenn das Boot kenterte, konnte er sich an der Seite festhalten, oder nicht? Er spürte, wie ihn angesichts seiner eigenen Hasenherzigkeit eine Welle von Selbstverachtung überflutete. Nach all seinen Abenteuern immer noch Angst vor dem Wasser zu haben!

Er würde Frodo keine Ehre machen, wenn er sich weigerte, mitzugehen. Was immer sein Herr auch denken mochte, die Einladung der Herrin war sicher als Tribut für ihn gedacht, mehr als für Samweis. Schließlich und endlich war Frodo der Ringträger gewesen.

Letzlich war es die Liebe zu seinem Herrn, die den Sieg davontrug. Frodo war glücklicher über diese Einladung, als es sich mit Worten sagen ließ, das konnte jeder sehen. Sam würde nichts tun, um seiner Freude einen Dämpfer aufzusetzen, und wenn er in einem Waschzuber nach Valinor segeln musste! Einem löcherigen Waschzuber! Mit diesem Gedanken stand er auf und stellte den Stuhl auf seinen Platz an der Wand zurück. Er straffte die Schultern und ging ins Nebenzimmer.

„Also, Herr Frodo, was sagst du zu einem bisschen Abendessen?“ fragte er munter. Frodo blickte von seiner Schnitzerei auf. „Das wäre fein, Sam.“ sagte er, aber während Sam sich im Zimmer hin- und herbewegte und die Mahlzeit vorbereitete, beobachtete er ihn mit ungeminderter Besorgnis; er fragte sich, warum er nach seinem langen Schlaf nicht ausgeruhter wirkte.

„Vielleicht solltest du mir besser dieses Lied beibringen, Herr Frodo. Das eine, das wir singen werden, wenn die Sonne aufgeht.“

 

6. Der Mallornbaum

Frodo hatte die Schnitzerei, an der er gearbeitet hatte, endlich fertig gestellt. Er lehnte sie gegen die Kamineinfassung und trat zurück, die Hände in den Taschen, und betrachtete sie kritisch. Gar nicht schlecht, dachte er. Er hatte ein gewisses Gefühl der Bewegung in den Segeln des Elbenbootes eingefangen, aber am allerbesten hatte er den Ausdruck auf Sams Gesicht getroffen. Sam stand auf dem Landesteg und hielt sich an der Reling fest, kurz bevor er in Eressëa ans Ufer trat, und sein Gesicht glühte vor Freude wie eine frisch angezündete Kerze. Frodo lächelte bei der Erinnerung. Er fragte sich, wie sein Gesicht in diesem Moment ausgesehen hatte. Wie ein Spiegelbild von Sam, wahrscheinlich.

Sam kam aus dem Garten herein, einen Salatkopf in jeder Hand. „Also, einen Tag gibt`s noch Salat für uns, Herr Frodo, aber das war’s dann auch dieses Jahr mit dem Garten. Der Frost letzte Nacht hat allem anderen den Rest gegeben. Obwohl, heute morgen ist es schön warm.“

Sein Blick fiel auf die Schnitzarbeit; er legte den Salat auf einen Stuhl und nahm die Holzplatte in beide Hände. „Also das ist es, woran du so heimlich herumgewerkelt hast!“ Er trug sie hinüber zum Fenster und hielt sie ans Licht.

„Du wirst besser mit jedem Stück, das du machst, Herr Frodo. Bloß musst du langsam mal ein neues Modell finden; du hast wirklich genügend Bilder von mir geschnitzt.“

Frodo lachte, nahm Sam die Platte ab und lehnte sie wieder gegen den Kaminsims. „Dies hier musste ich machen, Sam. Galadriel wollte es haben – sie sagte, dein Gesicht bei der Landung sei ,der freudevollste Anblick, den sie seit einem ganzen Zeitalter der Welt gesehen hätte’, und sie wollte ihn niemals vergessen. Und mehr noch, ich bin ganz ihrer Meinung.“

„Also, ich war froh genug, dich zu sehen, Herr Frodo! Und seitdem bin ich jeden Tag froh gewesen.“ Er sammelte seinen Salat vom Stuhl auf und brachte ihn in die Speisekammer. „Wir haben einen schönen Morgen für eine Wanderung, falls du eine unternehmen willst, Herr Frodo.“

„Ja, das will ich. Wir sind immer noch nicht drüben am Südende gewesen, und dort gibt es etwas, wovon ich möchte, dass du es siehst. Und wir sollten lieber heute gehen, bevor wir noch eine Woche voller Regen bekommen!“

Sie gingen gleich nach dem Frühstück los und brachten eine gute Strecke hinter sich, bevor sie die Dünen erreichten und langsamer wurden, während sie durch den lockeren Sand stapften. Nach zwei Monaten auf Eressëa war Sam viel kräftiger als zuvor, und die Wanderung war ein Vergnügen für ihn. Von Zeit zu Zeit öffnete sich eine Lücke in den Dünen und sie erhaschten einen kurzen Blick auf das Meer, das sich in einem dunkleren Blau zeigte, jetzt, wo der Herbst gekommen war. Das Geschnatter von Gänsen durchbrach die Stille, als die beiden Hobbits sich landeinwärts wandten, und der Schwarm zog in lockerer Formation über ihnen dahin.

Als die Sonne schon ziemlich hoch über ihren Köpfen stand, hatten sie den Rand einer großen Wiese erreicht. Bleiche Grasbüschel und ganze Wolken von Feenastern reichten ihnen bis zur Hüfte, als sie sich einen Weg hineinbahnten. In der Mitte der Wiese erhob sich ein mächtiger Baum, ein einsamer Fürst in einem Ozean aus Gras; seine Blätter leuchteten golden in der Sonne. Auf halbem Weg durch die Wiese begriff Sam, was das war. Er hielt inne und starrte ungläubig.

„Aber Herr Frodo, das ist ja ein Mallorn! Ein Mallornbaum!“

Sein blankes Erstaunen brachte Frodo zum Lachen. „Ja, Sam, das ist ein Mallorn. Wieso, dachtest du, das Auenland besäße den einzigen Mallorn westlich der Berge? Galadriel hat den Samen mitgebracht, als wir kamen, und sie hat ihn hier eingepflanzt, um immer ein kleines Stück Lothlórien bei sich zu haben.“ Nach einer Pause fuhr er nachdenklich fort: „Aber weißt du, jetzt ist es auch ein kleines Stück vom Auenland. Ich kam früher oft hierher und habe mich darunter hingesetzt, vor allem, wenn ich das Auenland vermisste. Wenn ich dich vermisste, alter Freund.“

Plötzlich war sein Gesicht sehr ernst. „Es hat mich fast umgebracht, fortzugehen, Sam, nachdem du den ganzen Weg treu bei mir geblieben bist. Ohne dich hätte ich den Berg nie erreicht, und ich wäre ganz sicher nicht wieder nach Hause gekommen! Du warst der wahre Held der Geschichte. Und dann mache ich mich aus dem Staub und lasse dich allein! Oh, ich bin mir wie ein Verräter vorgekommen! Aber wie ein finsterer Verräter fühlte ich mich sowieso, denn als die letzte Prüfung kam, habe ich den Ring für mich beansprucht, und nichts kann das mehr ändern. Wenn Sméagol nicht gewesen wäre...“

Er seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Ich bin oft nachts aufgewacht und habe darüber nachgedacht. Wenn Sméagol ihn mir nicht weggenommen hätte, was dann? Ich weiß, ich hätte ihn niemals ins Feuer werfen können. Der einzige Weg wäre gewesen, mich selbst ins Feuer zu stürzen, mit Ring und allem. Ich frage mich, ob ich das fertig gebracht hätte?“

Sam starrte ihn entsetzt und mitleidig an, dann streckte er die Arme aus und zog ihn hinein in eine feste Umarmung. „Herr Frodo! Mein Wort, Herr Frodo! Kein Wunder, dass du fort musstest, wenn du so gedacht hast. Und keine besonders klaren Gedanken, wenn es dir nichts ausmacht! Weil du nämlich nicht richtig bei dir warst, sozusagen, als wir zu diesem Berg kamen, und es hat keinen Zweck, mir was anderes zu erzählen.“

Er hielt Frodo auf Armeslänge von sich ab. „Aber dann gehst du hin und quälst dich selbst deswegen. So bist du eben, und ich liebe dich dafür. Aber zu mir hast du kein Wort gesagt! Alles, was ich wusste, war, dass du zu den Anfurten gegangen bist, weil deine Schulter dir immerzu wehgetan hat, diese alte Verletzung von der Morgulklinge.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich konnte nie begreifen, weshalb du uns verlassen hast. Es schien nie genügend Gründe zu geben dafür, wenn du verstehst, was ich meine.

Gut, jetzt versteh ich’s immerhin. Wenn du mir verzeihst, dass ich das sage, Herr Frodo – du denkst zuviel nach! Du quälst dich doch hoffentlich nicht mehr auf diese Weise, oder?“

Frodo lachte widerwillig. „Was, durch Nachdenken? Nein Sam, jetzt nicht mehr. Nicht, seit – also, eines Tages hatte ich einen Besucher. Unter dem Mallorn, genauer gesagt. Ich saß drinnen... komm, lass uns unter den Baum gehen, das ist wie ein Zimmer, kühl und schattig. Es wird dir gefallen. Dort können wir miteinander reden.“

Er brach mit plötzlicher Eile durch das hohe Gras und ließ Sam bald hinter sich. Sam keuchte in seiner Spur hinter ihm her, fast unfähig, Schritt zu halten. Als Frodo den Baum erreichte, schaute er zurück und sah Sam fast zehn Meter von sich entfernt; er arbeitete sich mühsam vorwärts und hielt sich die Seite.

„Oh Sam, es tut mir leid!“ Er eilte zurück, um Sam seinen Arm anzubieten, aber Samweis schüttelte die unwillkommene Hilfe ungeduldig ab.

„Schon in Ordnung, Herr Frodo. Ich kann gut laufen, ich kann bloß nicht rennen! Du magst hier nicht unsterblich sein, aber du bist keinen Tag älter geworden, das ist mal sicher!“

Frodo gluckste und ging neben ihm her. Als sie den Baum erreichten, hielt er einen der niedrigen Zweige zur Seite, damit Sam darunter durchkam, ohne sich bücken zu müssen. „Da sind wir, Sam. Wie gefällt dir mein Sprechzimmer?“

Sam schaute sich entzückt um. Der silbrige Stamm des Mallorn erhob sich wie eine riesige Säule aus dem Gras. Die Äste wuchsen hoch über ihren Köpfen aus dem Stamm, ein hoher Baldachin aus ineinander verwobenem Silber, der sich rings um sie herabsenkte wie ein Zelt, und der mit den längsten Astspitzen fast den Boden berührte. Der auf diese Weise abgeschlossene Raum war groß und voll von diffusem, goldenen Licht.

„Sterne und Herrlichkeit, Herr Frodo! Das ist ja mal was! Ich bin bloß überrascht, dass du deine Höhle nicht verlassen und deinen Haushalt statt dessen hier aufgeschlagen hast. Obwohl ich glaube, bei Regen wird es ein bisschen feucht.“

Er ließ sich auf den Boden sinken, lehnte den Rücken an den massiven Baumstamm und streckte dankbar die Beine von sich. „Ah, das ist besser! Jetzt brauchen wir nur noch einen kühlen Schluck und ein bisschen Essen, dann können wir für den Rest des Nachmittags hierbleiben. Vielleicht können wir ein Schläfchen halten, wenn wir mit Reden fertig sind, und bei Sonnenuntergang zurückgehen. Wir hätten unser Mittagessen mitbringen sollen, Herr Frodo.“

Frodo lächelte und drehte seine Taschen um, wobei zwei Wasserflaschen und verschiedene Essenspäckchen zum Vorschein kamen. „Da hast du, Sam! Und das ist kein Wasser in diesen Flaschen, das ist guter elbischer Wein. Würde ich dich wohl auf einen Marsch quer über die Insel mitnehmen und nichts zum essen einpacken? Ein bisschen Hobbitverstand darfst du mir schon zutrauen!“

Sie fielen darüber her, als hätten sie nicht erst vor ein paar Stunden ein riesiges Frühstück vertilgt, und für eine halbe Stunde sagte niemand etwas. Endlich lehnte Sam sich zurück, verkorkte seine Flasche und wischte sich mit dem Handrücken den Mund. „Viel besser.“ sagte er. „Jetzt lass uns mal sehen, was ich in meinen Taschen habe.“ Er zog zwei Pfeifen und einen weichen Lederbeutel heraus.

„Sam Gamdschie, du Schuft! Ich habe keine Pfeife mehr geraucht, seit ich das Auenland verlassen habe, und du hattest die da in deiner Tasche, seit du hier angekommen bist und hast kein Wort gesagt!“

Sam lachte schulterzuckend, reichte ihm den Beutel und eine der Pfeifen.

„Um die Wahrheit zu sagen, bis eben jetzt hatte ich sie einfach vergessen. Aber eine Pfeife ist was Feines nach einem guten Mahlzeit, und zu einem Gespräch passt sie auch. Und ich möchte von deinem Besucher hören, Herr Frodo. Klingt, als hätte er dir mehr gutgetan als Gandalf und sämtliche Elben, und ich möchte wissen, was er getan hat, um dich in Ordnung zu bringen. Denn in Ordnung bist du jetzt, Herr, so in Ordnung, wie jemand nur sein kann.“

Frodo stopfte seine Pfeife und zündete sie an; er ließ sich Zeit damit. Endlich sagte er: „Ich weiß nur nicht, wie ich dir von ihm erzählen soll. Die ganze Sache war sehr seltsam. Er war ein Mensch, um damit anzufangen --- und du weißt, dass sie nicht nach Eressëa kommen. Niemals, und trotzdem war er da, und er wusste alles über mich. Und ich habe ihm alles gesagt; ich bin einfach ganz und gar zusammengebrochen. Und Sam, ich war ihm noch nie zuvor begegnet, ich habe keine Ahnung, wo er herkam. Und seit diesem Tag habe ich ihn auch nicht mehr wiedergesehen.“

Sie rauchten eine Weile schweigend, und Sam wartete.

„Also gut, ich fragte ihn, wo er herkäme, und er sagte, er wäre ein Arzt und gekommen, um mich zu heilen. Und dann sah ich seine Hände! Er hatte diese furchtbaren offenen Wunden an den Händen, kein bisschen verheilt, als ob – ich weiß nicht, Spieße oder so etwas hindurchgerammt worden wären. Da gibt es eine Elbenerzählung, erinnerst du dich? ... von einem Elbenherrn, der von Morgoth gefoltert und an einen Felsen gekettet wurde, mit einem Spieß, den man durch seine Hand getrieben hat? Genauso sahen seine Hände aus, nur dass es beide Hände waren, und er war auch kein Elb.

Ich fragte ihn nach den Wunden, und er sagte, er hätte eine Aufgabe erfüllt, die Aufgabe, ,das Böse aus den Herzen seiner Kinder zu tilgen’, und dann sagte er, er sei Iluvatars Sohn. Hast du jemals von Iluvatar gehört, Sam?“

Sam nickte und paffte an seiner Pfeife.

„Ja, Herr Frodo, hab ich. In Minas Tirith war das, als ich mit Rose und Elanor da war. Königin Arwen hat mir eine elbische Legende darüber erzählt, wie Iluvatar - oder vielleicht sein Sohn - direkt in die Schöpfung eingreifen und alles zurechtbringen würde. Dem Bösen ein Ende bereiten, würdest du wohl sagen. Eines Tages. Iluvatar, das ist der Elbenname für Eru den Einen. Aber irgendwas ist falsch mit der Zeit, Herr Frodo. Alles war friedlich und so, als ich das Auenland verließ, aber ich würde nicht sagen, dass das Böse aus der Welt vertrieben worden ist. Noch nicht jedenfalls.“

„Nein.“ stimmte Frodo zu. „Aber das ist es, was er gesagt hat. Und dann... ich kann es nicht beschreiben. Sein Gesicht wurde hell, heller als die Sonne, und er sagte, was immer ich auch falsch gemacht hätte, oder was ich nicht getan hätte und besser hätte tun sollen, das alles sei mir vergeben. Es war, als könnte er geradewegs in mich hineinsehen, und ganz plötzlich fühlte ich mich durch und durch gereinigt, und so glücklich, dass ich in den Himmel hätte hinauffliegen mögen wie ein Vogel!“

Er hielt inne und sah Samweis mit einiger Verlegenheit an. „Du musst denken, ich bin verrückt geworden, Sam.“

Sam schüttelte den Kopf und lächelte. „Dann ist es die richtige Sorte Verrücktheit, Herr Frodo. Du siehst immer noch glücklich genug aus, um wegzufliegen! Trotzdem, tu das nicht, nicht ohne mich! Ich will das nicht noch einmal durchmachen.“

Frodo lachte, dann wurde er wieder ernst. „Da ist noch mehr, Sam. Er sagte – also, er sagte, er sei während der ganzen Fahrt bei uns gewesen. Auch wenn wir es nicht wussten, und das brachte mich ins Grübeln. Warum kamen die Adler in dem Moment, als sie es taten, gerade rechtzeitig, um uns vor dem Feuer zu retten? Oder ganz am Anfang, als Gildor und die Elben gerade rechtzeitig vorbeikamen, um den Schwarzen Reiter zu verscheuchen. Oder Tom Bombadil, unten an der Weidenwinde, genau an dem Tag, als wir ihn brauchten, wo er bis zum Frühling doch gar nicht mehr dort hinkommen wollte. Es gab so viele Gelegenheiten, wo es so aussah, als ob uns jemand helfen würde... uns schützen würde.“

„Mmmm-hmm.“ Sam nickte und dachte darüber nach. „Oder was ist damit, Herr Frodo: Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht daran, du warst sehr weit neben dir, aber an der Seite vom Schicksalsberg... ich trug dich, und auf dem halben Weg nach oben machte mein Rücken einfach nicht mehr mit. Wir lagen da, um uns auszuruhen, und plötzlich war es, als ob uns jemand rufen würde: Jetzt, jetzt, oder es ist zu spät! Du hast es auch gespürt, du bist gleich aufgestanden, genau wie ich. Bloß, wer hätte uns rufen sollen? Aber es war nur allzu richtig – es wäre zu spät gewesen, wenn wir noch länger da geblieben wären.“

Eine plötzliche Erinnerung regte sich in Sam... Mitternacht neben einem rauschenden Strom und ein Mann mit wissenden Augen. Er sagte nichts, aber er betrachtete Frodo nachdenklich. Ein paar Momente später nickte er, als sei er zu einem Entschluss gekommen.

„Was ich denke, Herr Frodo... ich denke, du bist wirklich Iluvatars Sohn begegnet, was immer das auch zu bedeuten hat. Und er hat dich geheilt. Und dafür danke ich ihm von ganzem Herzen.“

Er verfiel in Schweigen, und für eine Weile war unter dem Baum alles still. Endlich klopfte Frodo die Asche aus seiner Pfeife, stand auf und ging zu den Zweigen, um hindurchzusehen. „Da ist... also, da war noch eine Sache, Sam.“

Samweis hatte sich bequem auf dem Boden ausgestreckt; er umschloss die kalt gewordene Pfeife mit der Hand und war kurz davor, einzunicken. Er öffnete die Augen und sah Frodo forschend an. Frodo zögerte, das Gesicht voller Besorgnis, und Sam setzte sich langsam auf.

„Also gut, Herr Frodo. Was ist das für eine Sache?“

„Er sagte mir, dass du kommen würdest, Sam. Er – er sagte, dass ich jetzt, wo ich geheilt bin, bald nach Hause gehen muss. Aber ich müsste nicht alleine gehen, weil du kommst.“ Frodo hatte auf die Wiese hinaus gestarrt, während er sprach. Jetzt wandte er sich um und stellte fest, dass Sam ihn mit eigentümlichen Blick und mit einem halben Lächeln ansah.

„Mit nach Hause ist nicht das Auenland gemeint, hab schon verstanden.“ sagte Sam still. „Und du fragst dich, was ich dazu meine, wo ich doch sozusagen gerade erst angekommen bin.“

Frodo nickte. Er kam zurück und setzte sich neben Samweis. „Es macht nicht wirklich etwas aus, nicht für mich. Ich bin für eine lange Zeit hier gewesen. Aber was dich angeht...“ Seine Augen waren voller Kummer.

Sam lachte sanft, streckte die Hand aus, fasste Frodo an der Schulter und schüttelte ihn leicht. „Herr Frodo, ich bin hundertzwei. Ich hatte ein langes, erfülltes Leben und sehr wenig zu bereuen. Und was immer zu Hause sein mag, mein Rosiemädchen ist schon dort.

Ich bin nicht nach Eressëa gekommen, weil ich unsterblich sein wollte wie die Elben; ich bin gekommen, um dich wiederzusehen. Und jetzt bin ich schläfrig, und – bitte um Verzeihung – ich werde ein Nickerchen machen.“ Er klopfte seine Pfeife aus und steckte sie in die Tasche. „Und flieg mir bloß nicht weg wie ein glücklicher Vogel, während ich schlafe, Herr Frodo! Wir werden zusammen gehen, wie er gesagt hat.“

Er rollte seine Jacke zusammen und steckte sie sich unter den Kopf, während er sich hinlegte. Frodo streckte sich neben ihm auf dem Boden aus, den Kopf auf einem Arm ruhend. Er lächelte und fasste nach Sams Hand. „Es war ein langer Weg, nicht wahr, Sam? Ein langer Weg, und ein schwerer. Aber auch ein guter, ganz am Ende. Ich bin froh, dass du bei mir sein wirst. Ich habe mich davor gefürchtet, allein zu gehen.“ Sine Augen schlossen sich. „Noch eine gemeinsame Reise mehr.“ Seine Stimme war fast zu leise, als dass Sam sie hören konnte.

Sam schaute ihn an, wachsam bis zuletzt, und strich Frodo mit der freien Hand das Haar aus dem Gesicht. Frodos Atem, zuerst tief und regelmäßig, wurde allmählich flach und langsam. Sam beugte sich über ihn und betrachtete ihn sehr genau, dann küsste er ihn sanft auf die Stirn. Er drehte sich so herum, dass er den Kopf auf Frodos Schulter legen konnte, dann schloss er mit einem langen Seufzer die Augen.

„Ich komme schon, Herr Frodo.” murmelte er.


ENDE


Notiz:

Der Elbenherr, auf den Frodo sich bezieht, ist Maedhros. Er wurde von Morgoth an den Thangorodrim gekettet, und ein Spieß wurde durch seine Hand getrieben. Er wurde von seinem Freund gerettet, Fingon, der gezwungen war, ihm die Hand abzuschneiden, um ihn befreien zu können (Aus dem „Silmarillion“)

Die Legende davon, wie Iluvatar in die Schöpfung eingreifen würde, stammt aus der Arthrabeth, dem Streitgespräch zwischen Finrod und Andreth.

 





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