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Nur ein schlichter Hobbit   by jodancingtree

Es war vierzehn Tage her, dass Bilbo fortgegangen war. Die Festwiese war jetzt leer; das Gras war hier und da noch flachgedrückt, wo die Zelte gestanden hatten und an einer Stelle gab es einen schwarzen Brandfleck, wo ein paar Feuerwerkskörper das Gras entzündet hatten, bevor man sie schnell austrat. Die ausgebrannten Festlaternen waren aus den Zweigen des Baumes entfernt worden.

Die Jüngsten von Hobbingen vergnügten sich immer noch mit den Spielsachen, die Bilbo verteilt hatte, und ihre Eltern wurden nicht müde, über sein Verschwinden zu reden - mit einem Blitz und einem Knall, genau am Ende seiner Rede!

Und diese Erzählung würde sich noch den ganzen Winter halten, wie Sam mit einem erinnerungsseligen Grinsen dachte. Dieser Herr Gandalf war ein sauberer Spaßvogel, wenn er genügend Bier bekam.

Sam stand auf einer Leiter im Obstgarten und pflückte die späten Äpfel. Es tat ihm leid, dass der Zauberer nicht länger geblieben war. Herr Gandalf konnte wunderbare Geschichten erzählen, wenn man ihn in der richtigen Stimmung erwischte. Bei früheren Besuchen hatte er Sam ein paar davon erzählt, wenn er nach draußen kam, um seine Pfeife zu rauchen und Sam bei der Gartenarbeit fand. Genau so gut für wie Geschichten wie Herr Bilbo, so war Herr Gandalf.

Merry Brandybock war immer noch in Beutelsend. Gut, dass Herr Merry am Morgen nach dem Fest zur Stelle gewesen war, mit der ganzen Aufregung über Herrn Bilbos Abschiedsgeschenke! Die halbe Nachbarschaft hatte die Türschwelle belagert und nach Geschenken gezetert, und der arme Herr Frodo hatte alle Hände voll zu tun gehabt.

Sam trug seinen Sack mit Äpfeln die Leiter hinunter und leerte ihn in eine Kiste. Dann brachte er die Leiter zu einem anderen Baum und fing an, hinauf zu klettern.

Er war froh, dass Merry geblieben war. Er war von einer guten Art... so fröhlich, wie es zu seinem Namen passte, aber mit klarem Kopf, wenn es darauf ankam. Sam hoffte, er würde Herrn Frodo aufheitern. Herr Frodo war ihm seit dem Fest niedergedrückt vorgekommen, und auch rastlos, als würde ihm etwas Sorgen machen. Vermutlich vermisste er Herrn Bilbo. Sam vermisste den alten Hobbit selbst.

Das war das Schlimmste an der Überschwemmung gewesen – dass sich Herr Bilbo gegen ihn gewandt hatte. Herr Bilbo war... oh, er war wie ein Held für ihn gewesen, mit seinen Abenteuern, seinem Wissen über die Elben und allem. Und auf andere Weise war er ihm wie ein geliebter Großvater vorgekommen. Als Sam noch ein kleiner Bengel gewesen war, der hinter dem Ohm her durch den Garten rannte, erschien Bilbo immer neben ihm aus dem Nichts und nahm ihn bei der Hand.

„Du kommst jetzt einfach mal mit mir, mein Junge; ich hab ein bisschen Brot und Honig für dich in der Küche.“ Und über die Schulter, während er Sam wegführte: „Das ist schon in Ordnung, Meister Hamfast, ich kümmere mich um ihn.“

Dann hatte Sam beinebaumelnd auf einem der großen Küchenstühle gesessen und den Honig von seiner Brotscheibe geleckt, während Herr Bilbo ihm Geschichten erzählte. Alte Geschichten von den Elben erzählte er oder manchmal etwas von seinen eigenen Abenteuern mit Smaug und den Zwergen, und von der Schlacht der Fünf Heere.

Sein Vater hatte Bilbo für ein Weltwunder gehalten, dass er Sam auch noch Lesen und Schreiben beibrachte. Nicht, dass dieser Einfall dem Ohm besonders gefiel! Es gab nicht viele junge Hobbits im Dorf, die Buchstaben kannten, aber Bilbo hatte dafür gesorgt, dass Sam es tat. Gerade jetzt war Sams größter Schatz das Buch mit alten Märchen, das er von Bilbo bekam, nachdem er bewiesen hatte, dass er jede Geschichte darin lesen konnte. Seine Freude an den Erzählungen wurde nicht im geringsten dadurch gemindert, dass er sie alle schon kannte.

Sams Hände waren schnell und sicher, während er die Äpfel pflückte und in seinen Sack steckte. Seit dem Fest war er damit im Rückstand.

Sam hatte es sich sehr zu Herzen genommen, als Bilbo sich gegen ihn wandte. Nicht nur, dass er seine Arbeit verloren hatte; es war vor allem, dass Herr Bilbo ihn für einen Lügner hielt, als er ihm sagte, er hätte die Ventile geschlossen. Dass Herr Bilbo dachte, er würde ihm nicht die Wahrheit sagen, das hatte ihm weh getan.

Nun ja, scheinbar war ihm vergeben worden, und man hatte ihn wieder in Dienst gestellt. Das war immerhin etwas. Sam wollte lieber in Beutelsend arbeiten als irgendwo anders, selbst wenn man ihm einen anderen Gärtner vor die Nase setzte. Er liebte Beutelsend und wollte es nie verlassen. Er seufzte. Jetzt war es nicht mehr zu ändern, aber er wünschte sich, er hätte nie etwas von Bewässerungsrohren gehört!

Er bewegte gerade wieder die Leiter und kaute dabei an einem Apfel, als Frodo ihm von der anderen Seite der Hecke aus zuwinkte.

„Heda, Sam! Mach eine Pause, ja? Ich möchte mit dir reden.“

„Ist recht, Herr Frodo. Eine halbe Minute noch!“

Er nahm den Apfelsack von der Schulter und trocknete sich das verschwitzte Gesicht mit dem Tuch, das er um den Hals geknotet trug. Dann stopfte er das Tuch in die Hosentasche, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, bürstete sich ein paar Zweige ab und ging nach Frodo sehen.

Er fand ihn im Schatten der Weinlaube sitzend, zwei Krüge mit Bier auf der Bank neben sich. „Hier, Sam, du kannst wahrscheinlich etwas zu Trinken brauchen. Hörst du nicht mal zum Essen auf, alter Junge?“

Sam schluckte das Bier voller Dankbarkeit; er hatte gar nicht bemerkt, wie durstig er war. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken und sagte: „Also, irgendwie bin ich im Rückstand, Herr Frodo, wegen dem Fest, weißt du? Ich wollte dich fragen, ob ich ein paar Jungs anheuern kann, damit sie mir helfen, die Äpfel einzubringen? Ich glaube, dass ich sie nicht alle erwische, bevor sie herunterfallen – und sie kriegen Druckstellen und so was, wenn sie auf dem Boden landen.“

„Ja natürlich, Sam. Hol dir so viel Hilfe, wie du brauchst. Bist du fertig mit diesem Krug? Komm, lass uns ein bisschen laufen.“

Er legte Sam seinen Arm um die Schultern und sie schlenderten durch den Garten. Ein Rosenbusch blühte immer noch, der Jahreszeit zum Trotz, als wollte er die verlorene Zeit aufholen. Chrysanthemen wucherten in wilder Fülle am Wegesrand; struppige, kupferfarbene Blüten drängelten die kleineren weißen und gelben Blumenköpfe aus dem Weg auf der Suche nach Platz. Die Tomaten waren vom Gemüseacker verschwunden, aber es gab immer noch reihenweise Kohl und Pastinaken.

Frodo blieb am Gartenschuppen stehen und schaute durch die offene Tür hinein. Er war rein gefegt und peinlich sauber; die Werkzeuge hingen wohl geölt an Pflöcken, Blumentöpfe, Eimer und gläserne Schutzglocken standen säuberlich sortiert in den Regalen.

„Das sieht alles wirklich gut aus, Sam. Ich würde sagen, dein erstes Jahr in diesem Garten ist ein Erfolg gewesen.“

Sam sah ihn schweigend an und Frodo seufzte, gegen den Schuppen gelehnt, die Hände in den Hosentaschen.

„Sam, es tut mir leid, dass Bilbo so auf die Überschwemmung reagiert hat. Ich war nicht seiner Meinung – das weißt du – und ich habe mich schlecht gefühlt deswegen. Ich habe mit Bauer Kattun geredet und er hat mir von dieser Sache mit Timm Sandigmann erzählt. Und ich habe Bilbo dazu gebracht, auch mit ihm zu reden, und endlich war er davon überzeugt, dass du keine Schuld hattest. Er dachte genau wie ich, dass es wahrscheinlich Timm gewesen ist, obwohl es schwer werden könnte, das zu beweisen.

Ich wollte, dass Bilbo es dir sagt, aber er hat es mir überlassen. Um ehrlich zu sein – ich denke, er hat sich geschämt. Er hat dich immer so sehr gemocht, seit du ein kleiner Junge warst... und dich dann so völlig falsch zu beurteilen!

Wie auch immer, Beutelsend gehört jetzt mir, und ich will es offiziell machen. Ich möchte, dass du als Gärtner zurückkommst, und du kannst dir selbst einen Gehilfen suchen, einen von den jungen Kattuns, oder wen immer du möchtest. Aber die Verantwortung trägst du, Sam.“

Sam war von strahlender Freude erfüllt, und er hatte das Gefühl, sein Lächeln sei fast zu groß für sein Gesicht.

„Dank’schön, Herr Frodo.“ sagte er mit heiserer Stimme. Dann fiel ihm noch etwas anderes ein.

„Herr Frodo - willst du, dass ich die Bewässerungsrohre rausreiße?“ fragte er zögernd.

Frodo schaute überrascht. „Nein, natürlich nicht! Die Bewässerung war eine gute Idee, und es werden noch mehr Jahre kommen, in denen es nicht genug Regen gibt. Lass sie drin.

Sam... ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Es ist nicht nur, dass ich dir den Garten anvertrauen kann, es ist mehr als das. Es ist die Art, wie du Timm davon abgehalten hast, die Kattun-Kinder zu schikanieren... wie du hingegangen bist, um Bilbos Teppich sauber zu machen, selbst als er so ungerecht war zu dir...“

Er zuckte lächelnd die Achseln und begegnete Sams Blick.

„Du darfst dich niemals ändern.“ sagte er.

Sam dachte daran, wie freundschaftlich ihm Frodo das ganze Jahr über beigestanden hatte. Er hatte ihm als erster die Chance als Gärtner gegeben und er hatte ihm geglaubt, als niemand sonst es tat. Er erinnerte sich, wie Frodo in den Wasserauer Teich gewatet war, in Sichtweite der gesamten Meute vor dem Grünen Drachen. Und nun war er wieder zum Gärtner ernannt worden, er hatte seinen Platz in der Welt, und es war Frodo, dem er das zu verdanken hatte.

Plötzlich wollte er mehr als alles andere irgendetwas für Frodo tun, ihm irgendwie zu Diensten sein. Wäre dies eines der alten Märchen gewesen, er wäre an Ort und Stelle niedergekniet und hätte ihm sein Schwert angeboten! Er lachte beinahe beim Gedanken an Frodos Gesichtsausdruck, wenn er sich jetzt plötzlich auf den Weg knien würde.

Na gut, er hatte kein Schwert... und ein Krieger war er genauso wenig, nur ein schlichter Hobbit. Ein Gärtner. Aber dennoch...

Dennoch, dachte er, von jetzt an bin ich sein Mann. Herr Frodo wird niemals ohne einen Freund sein müssen, solange Sam Gamdschie lebt.

 

ENDE

 





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