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Nur ein schlichter Hobbit   by jodancingtree

„Wir werden Zelte überall auf dem Feld aufstellen, mein Junge, und den Hauptpavillon um den Baum herum, damit wir Laternen in die Zweige hängen können. Was sagst du dazu?“

Bilbo war in einem Zustand freudiger Erregung. Erleichtert, ihn wieder bei guter Laune zu sehen, ließ sich Frodo willig über die Wiese ziehen und genoß das Vergnügen seines Onkels an den Vorbereitungen. Das Fest kam immer näher.

„Ich denke, wir sollten genau hier ein paar Stufen in die Böschung graben und ein Tor einsetzen – um die Wiese abzutrennen, weißt du – wir werden jedermann draußen halten müssen, während wir alles aufbauen, oder es wird ein Tollhaus.“ fuhr Bilbo fort.

Frodo sah seine Chance. „Lass Sam das machen... die Stufen und das Tor.“

Bilbo räusperte sich lautstark. „Nun, Junge, fang nicht wieder damit an! Ich bin noch nicht über die Wasserflut weg, selbst wenn du’s bist. Ich habe für längere Zeit genug von dem jungen Gamdschie.“

„Bilbo, ich hab dir doch gesagt...“

„Ja, ja... du hast mir gesagt, du denkst, dass der Sohn des Müllers sich an dem Wasser zu schaffen gemacht hat... obwohl, warum er den ganzen Weg von Wasserau hier herauflatschen sollte, um in meinem Garten herum zu pfuschen, weiß ich auch nicht. Aber du kannst es nicht beweisen, Frodo! Bloß, weil Sam es dir gesagt hat...“

„Sam hat mir gar nichts gesagt! Sam wollte gar nicht davon reden! Ich habe die Geschichte von Bauer Kattun...“ Frodo kämpfte um einen freundlichen Tonfall und darum, seine Stimme nicht zu erheben. „Sam hat Timm Sandigmann dabei erwischt, wie er die jungen Kattuns schikaniert hat, während ihre Eltern weg waren, und er hat Timm weggejagt. Kattun sagt, Timm sei entschlossen gewesen, es Sam irgendwie heim zu zahlen, und Beutelsend zu überfluten wäre genau die Art von Streich, die zu ihm passt. Bilbo, ehrlich... du könntest wenigstens selbst mit Bauer Kattun reden!“

In diesem Augenblick rollte ein Bauernkarren den Weg hinauf und kam vor Beutelsend zum Stehen. Sam lenkte, und der junge Jolly Kattun saß neben ihm. Bilbo stöhnte. „Was ist denn jetzt wieder?“ wollte er wissen.

Sam sprang herunter und kam zu ihnen herüber. „Herr Bilbo... Herr, ich hab deinen Teppich zurückgebracht. Wir haben ihn saubergemacht, Herr, die Kattuns und ich. Ich wünschte, du würdest ihn dir ansehen.“

Es war klar, dass sich Sam über seinen Empfang nicht sicher war. Seine Ohren waren rot vor Verlegenheit; er schaute Bilbo nicht ins Gesicht und schien in Wahrheit mit seinen Füßen zu reden. Bilbo starrte ihn einen Moment lang an, dann wich sein gereizter Gesichtsausdruck einem gewissen Mitgefühl.

„Also schön, Junge. Zeig mir, was du damit gemacht hast.“

Sam und die Kattuns hatten ganze Arbeit geleistet. Der Teppich lag ordentlich im Wagen aufgerollt, sauber und weich, mit einem Geruch nach frischer Luft. Bilbo rollte ihn ein Stück weit auf und untersuchte ihn gründlich. Endlich lächelte er.

„Das ist wundervoll, Sam. Ein bisschen verblasst vielleicht, aber er ist immerhin hundert Jahre alt, da muß man mit so etwas rechnen. Ich hätte nie gedacht, dass du ihn überhaupt sauber bekommst.“

Er nickte entschieden. „Würdest du ihn für mich ins Empfangszimmer legen, Sam? Zusammen mit deinem jungen Freund hier? Und dann kommst du zu mir. Ich habe eine Aufgabe für dich, wenn du möchtest.“

Und so arbeitete Sam wieder für Bilbo, obwohl seine genaue Stellung unklar war. Er teilte die Festwiese mit Seilen ab, setzte das Tor ein und hob die Stufen aus. Dann brachte er den Garten in Ordnung, der nach den Wochen der Vernachlässigung, die auf die schweren Regenfälle gefolgt waren, sehr ungepflegt aussah. Aber Bilbo rief ihn jeden Morgen herein und sagte ihm ganz genau, was an diesem Tag zu tun war; und es wurde nicht darüber gesprochen, ihn wieder zum Gärtner zu ernennen.

Ein paar Tage später traf Gandalf in Beutelsend ein, ein Rudel aufgeregter Hobbitkinder im Gefolge. Bilbo und mehrere Zwerge, die scheinbar angekommen waren, während Sam bei den Kattuns arbeitete, kamen heraus, um dem Zauberer beim Abladen seines Karrens zu helfen; Sam ließ seine Harke fallen und ging hinüber, um mit anzupacken. Aber Bilbo scheuchte ihn weg, und Sam kehrte mit dem Gefühl an seine Gartenarbeit zurück, er sei immer noch in Ungnade.

Selbst wenn das so sein mochte, er hatte bald etwas anderes, um darüber nachzudenken. Nach Gandalfs Ankunft war von Bilbo nicht mehr viel zu sehen. Frodo übernahm die letzten Vorbereitungen für das Fest, und Bilbo blieb drinnen in Beutelsend.

„Er ist viel zu eingenommen von diesem alten Zauberer, und da kommt nichts Gutes dabei heraus.“ sagte der Nachbar, der direkt neben den Gamdschies wohnte. Er lehnte sich in der Abenddämmerung über den Zaun, rauchte seine Pfeife und genoss ein bisschen Tratsch mit dem Ohm.

Der Ohm brummelte seine Zustimmung. „Ich denk grade an meinen Vetter Holman – der war vor mir Gärtner oben in Beutelsend – er hat gesagt, es wär dieser Zauberer gewesen, der Herrn Bilbo mit den Zwergen weggeschickt hat, vor vielen, vielen Jahren. Und nun ist der Zauberer wieder da, und ein Rudel Zwerge obendrein. Ich hoff’ mal bloß, Herr Bilbo hat nicht vor, wieder fort zu gehn!“

Sam lag im Gras, drauf und dran, einzudösen... er hatte den ganzen Tag Botengänge gemacht und war völlig erledigt. Die Bemerkung des Ohms schreckte ihn auf und er rappelte sich hoch.

„Du denkst doch nicht, dass er gehen würde, oder, Ohm? Dass er wieder fort geht? Immerhin ist er einundelfzig, und er hat sich all die Jahre hier niedergelassen, und da ist Herr Frodo...“

Der Ohm beäugte ihn verdrießlich. „Nur noch ein Grund mehr, vielleicht. Könnte wieder rastlos werden, oder nicht? Und er muss sich keine Sorgen machen, dass die Sackheim-Beutlins Beutelsend übernehmen, wo doch jetzt Herr Frodo hier ist.“

Dies machte nur allzu viel Sinn für Sams Seelenfrieden. Schon in seinen frühesten Erinnerungen war Herr Bilbo eine feste Größe in seiner Welt gewesen, ebenso wie der Hügel. Er konnte sich Beutelsend ohne ihn nicht vorstellen.

Er machte sich immer noch Sorgen darüber, während er am nächsten Morgen Pflöcke für die Küchenzelte in den Boden rammte. Einen Tag vor dem Fest würde eine ganze Anzahl Köche eintreffen.

Es war einfach die Art des Ohm, nach schlechten Nachrichten Ausschau zu halten, das war alles. Bilbo würde Beutelsend in seinem Alter nicht verlassen, wenn es nach dem Verstand ging. Sam hoffte, er würde es nicht tun. Einen freundlicheren und wohl gesinnteren Herrn als Herrn Bilbo konnte man nicht finden.

Es wunderte ihn nicht, dass Her Bilbo ihm keineswegs so wohl gesinnt war, was die Flut anbetraf. Tatsächlich hatte sich Sam inzwischen der allgemeinen Meinung angeschlossen, die Überschwemmung sei seine eigene Schuld gewesen. Natürlich hatte er die Ventile nicht offen gelassen! Das war das Werk von Timm Sandigmann; er hätte sein Leben darauf verwettet.

Aber er hatte immerhin die Bewässerungsrohre eingebaut. Bauer Kattun hatte recht; besser, man hielt sich an die alten Methoden.

Endlich war der Tag des Festes da; Sam war wirklich ununterbrochen auf den Beinen und viel zu beschäftigt, um sich über Bilbos mögliche Abreise Sorgen zu machen. Bilbo und Frodo standen am Tor und begrüßten die Gäste und es war an Sam, auf der Festwiese für Ordnung zu sorgen. Da waren Köche und Kellner, Musiker und Gaukler, die vom entferntesten Ende des Auenlandes hergebracht worden waren. Alle waren mit ihren eigenen Angelegenheiten unterwegs und standen sich gegenseitig im Weg.

Sam stellte sicher, dass die Köche genug Wasser hatten und musste die Wasserträger davon abhalten, auf dem Weg zum Brunnen und wieder zurück die Blumen nieder zu trampeln.Er führte die Musiker ans nördliche Ende der Wiese, wo ein großes Stück zum Tanzen frei gelassen worden war und scheuchte ein paar wissbegierige Zwanziger von Gandalfs Karren weg, der mit Feuerwerk für den späteren Abend beladen war.

Endlich waren die Gäste alle drinnen; Bilbo fand ihn und schickte ihn gleich wieder los, um den Köchen zu sagen, dass es Zeit war, das Mittagessen zu servieren, den Musiker zu sagen, sie sollten einen Ländler anstimmen und den kleinen Pippin Tuk zu suchen, den seine Mutter irgendwie im Gedränge verloren hatte.

Er fand Pippin, wie er in den Bäumen des Festbaumes herumkletterte, die Hosentaschen voll mit Gandalfs kleinsten Knallfröschen, von denen er sorgfältig einen in jede Laterne steckte. Sam packte den kleinen Bösewicht am Kragen und schaffte ihn zu seiner Mutter zurück; dann ging er wieder zum Baum, überprüfte jede einzelne Laterne an den Zweigen und schauderte bei dem Gedanken, was Herr Bilbo wohl zu ihm gesagt haben würde, wenn die Knallfrösche beim Anzünden der Laternen losgegangen wären.

Als er damit fertig war, hatte er dringend eine Pause und etwas zu Trinken nötig. Er ließ sich dort nieder, wo er die Tänzer sehen konnte – er hatte nie selbst getanzt, aber er schaute gern zu. Er hatte sein Bier kaum ausgetrunken, als Frodo überaus gut gelaunt vorbeikam und ihn mitten unter die Tänzer schubste. Als er sein Gleichgewicht wiederfand, hatte Rosie Kattun irgendwie ihre Arme um ihn gelegt, und er dachte, dann könnte er es genauso gut auch mal mit der Tanzerei versuchen.

Danach hätte er seine Verpflichtungen beinahe vergessen. Als der Tanz zu Ende ging, sah Rosie ein bisschen erhitzt aus, und er fand, er sollte ihr besser etwas zu Trinken holen. Als sie meinte, er müsse doch hungrig sein, erinnerte er sich, dass er seit dem Elf-Uhr-Imbiss nichts mehr im Magen gehabt hatte und sie gingen gemeinsam zum Abendessen.

Sie saßen immer noch an einem der Tische, und Sam dachte gerade, dass er nie begriffen hatte, was für eine gute Gesellschaft Rosie war und wie witzig er selbst sein konnte, als Bilbo aufstand, um seine Rede zu halten. Sam und Rosie lachten und klatschten mit den anderen, flüsterten miteinander bei seinem verwirrenden „Ich mag weniger als die Hälfte von euch halb so gern, wie ihr es verdient“ und fuhren vor Schreck beinahe aus der Haut, als Bilbo in einem blendenden Lichtblitz verschwand.

Das brachte Sam mit einem Ruck zurück auf den Boden. Er wollte sofort hinüber nach Beutelsend rennen und versuchen, Bilbo zu finden. Aber Rosie war in Tränen ausgebrochen, und als er hinauf zum obersten Tisch schaute, saß Frodo immer noch da und sah kein bisschen beunruhigt aus. Also blieb Sam, wo er war, tätschelte Rosie den Rücken und murmelte tröstende Nichtigkeiten, bis sie sich wieder gefasst hatte. Als er dem erschreckten und entrüsteten Geschnatter um sich her lauschte, fing er an, die Sache komisch zu finden.

Scheinbar war Herr Bilbo wieder fort gegangen – und Herr Gandalf hatte etwas damit zu tun, wenn man nach dem Blitz urteilte! Aber Herr Frodo wirkte weder überrascht noch aufgeregt, nur ein wenig traurig, also musste es wohl so geplant gewesen sein. Herr Bilbo war auf der Suche nach neuen Abenteuern, und langsam begriff Sam, dass das spektakuläre Geburtstagsfest das Lebewohl des alten Hobbits für das Auenland gewesen war... ein letzter Scherz auf Kosten seiner nüchternen, gesetzten Bewohner.

Er fing an zu grinsen, als er die entrüstete Schicklichkeit sah, die überall um ihn herum zum Ausdruck gebracht wurde. Herr Bilbo hatte zuletzt gelacht, um so besser für ihn!

Dann dämmerte es ihm, dass er den alten Abenteurer wahrscheinlich nie wiedersehen würde, und seine Fröhlichkeit schwand dahin. Er ließ den Kopf auf die Arme sinken und weinte wie ein Kind, und jetzt war Rosie an der Reihe, ihm den Rücken zu streicheln und ihm sanft zuzureden.

 





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