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Nur ein schlichter Hobbit   by jodancingtree

Daß Sam den Bauernkarren an den Rand des Wasserauer Teiches fuhr und Bilbos Teppich darin versenkte, war wie geschaffen dafür, Zuschauer anzuziehen. Er hatte nicht daran gedacht, hatte nicht das halbe Dorf als Publikum erwartet.

Er war gleich nach der Arbeit zum Beutelhaldenweg gefahren und hatte den schlammigen Teppich auf den Wagen geladen. Als er hineinging, weil er vor der Rückfahrt noch etwas essen wollte, stellte er fest, dass der Ohm seine Sprache wiedergefunden hatte und das Schweigen vom Morgen mehr als wettmachte. Sam flüchtete mit klingenden Ohren aus dem Smial , einen Kanten Brot in der Hand. Er aß ihn auf, während er fuhr, aber als er fertig war, knurrte ihm immer noch der Magen. Er wünschte sich, er hätte sein Abendessen schon mittags gehabt.

Jetzt watete er hüfttief im Teich, zog den Teppich hin und her und versuchte, ihn kräftig genug zu rütteln, um den Schmutz zu lösen. Timm Sandigmann und acht oder neun andere lungerten auf den Bänken vor dem Grünen Drachen herum und genossen das Schauspiel.

„Hast du noch nicht genug vom Wasser, Sam Gamdschie? Ich hab gehört, du hast Beutelsend geflutet, bis die Brühe aus den Fenstern lief, und der alte Bilbo wäre fast in seinem Bett ersoffen!“

„Vielleicht ist er ersoffen! Hat irgendjemand den Verrückten Beutlin heute gesehen?“ Das war Timm, der sein zweites Bier halb intus hatte und sich für witzig hielt. Seine Kumpane heuchelten tiefe Besorgnis.

„Nein, wieso... in Wasserau war er heute nicht, oder? Besser wir schicken jemanden rauf nach Hobbingen, um sicherzugehen, dass er da lebend raus gekommen ist!“

Sam stand lange genug still, um zu rufen: „Du hältst besser deine Zunge im Zaum, Sandigmann! Zu traurig, dass du nichts Besseres zu tun hast, als anderen Leuten beim Arbeiten zuzuschauen!“

„Ach ja, Sam, du bist ein tüchtiger Arbeiter, wissen wir doch alle.“ gab Timm zurück. „Bloß hast du jetzt deinen Garten verloren, nicht wahr, deshalb bist du gar kein Gärtner mehr. Was bist du jetzt, ein Waschweib?“

Brüllendes Gelächter erhob sich, das abrupt abbrach, als jemand aus dem Gasthaus kam und die ausgelassenen Hobbits Frodo Beutlin erkannten. Ein paar von ihnen standen sogar auf und murmelten verlegen „n’Abend, Herr Frodo...“. Timm tat so, als würde er ihn nicht bemerken, lehnte sich wieder gegen die Wand und nahm einen langen Zug aus seinem Humpen.

Frodo ging geradewegs zum Teichufer.

„Was machst du da, Sam?“

„Ich versuch bloß, den Schlamm aus dem Teppich zu kriegen. Ich dachte, ich kann ihn vielleicht für Herrn Bilbo in Ordnung bringen.“

Frodos Gedanken rasten zurück zu der Szene beim Frühstück, und zu Bilbos zornigen Worten. Hier war also Sams Nachlässigkeit – bis zur Hüfte im Wasserauer Teich, wo er den Hohn eines jeden faulen Flegels im Dorf ertrug bei dem Versuch, Bilbos kostbaren Teppich zu retten. Frodo wusste nicht, ob er weinen oder fluchen sollte. In Wahrheit tat er nichts von beiden; statt dessen watete er in den Teich.

„Hier, Junge, du nimmst eine Seite und ich die andere.“

Sam stammelte protestierend. „Herr Frodo, das ist keine Arbeit für dich! Geh raus, los doch... du wirst dir deine Kleider in diesem schlammigen Wasser ruinieren!“

Frodo lachte ihn nur aus und zog an dem Teppich, als wollte er ihn Sam aus den Händen zerren; Sam musste sich mit den Fersen in den Boden stemmen, um nicht von den Füßen gerissen zu werden. Und Frodos Lachen war so ansteckend, dass Sam bald auch lachte, und ein paar von den Hobbits, die zuschauten – diejenigen, die „Guten Abend“ zu Herrn Frodo gesagt hatten – wateten hinein, um ihnen zu helfen. Deshalb waren es, als der Teppich sauber gespült war, vier Paar Hände, die ihn ans Ufer zogen und in den Wagen hoben.

Frodo holte tief Luft und versuchte, sein Hemd trocken zu wringen, ohne es auszuziehen. „Also gut, nach all dem haben wir wohl ein bisschen was zu Essen verdient, meint ihr nicht?“

Er führte sie in den Drachen, tropfnass, wie sie waren, und alle vier ließen sich ausgelassen zu einem späten Abendessen nieder. Und obwohl ein paar Leute Sam mit der Überschwemmung von Beutelsend aufzogen, war es jetzt gutmütige Neckerei, und er fühlte, dass er wieder unter Freunden war.

Frodo bestand darauf, mit ihm zu den Kattuns zurück zu fahren. Er half ihm, den nassen Teppich auszubreiten und wartete, während Sam das Pony abrieb und den Karren wegstellte. Als alles in Ordnung war, löschten sie die Laterne und machten sich im Mondlicht auf den Weg nach Hobbingen.

Sam brach das Schweigen. „Dank’schön, Herr Frodo. Du hättest das nicht tun sollen, mein ich, aber ich bin so dankbar, dass du’s gemacht hast.“

„Du hättest mir auch beigestanden Sam, wenn ich in Schwierigkeiten gewesen wäre.“ Sie wanderten eine Weile, ohne zu reden. „Ich möchte immer noch wissen, wie diese Ventile sich geöffnet haben.“ sagte Frodo. „Hätten sie von alleine aufgehen können, was meinst du?“

„Nein, Herr Frodo, das glaube ich nicht. Die sind ganz hübsch fest, man braucht ordentlich Muskeln, um sie zu bewegen.“

„Dann muss sie jemand geöffnet haben, es führt kein Weg daran vorbei. Aber wer?“

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Herr Lotho...“

„Das klingt ein bisschen weit hergeholt, nicht wahr? Er ist gehässig, aber was hätte er davon? Es sei denn, es war einfach Eifersucht – jemand, dessen Garten während der Trockenheit abgestorben ist? Oder – Sam, gibt es irgend jemanden, der einen Groll gegen dich hegt?“

Sam stand ganz still und fragte sich, warum er nicht eher daran gedacht hatte. Er erinnerte sich daran, wie ihm Timm zugesehen hatte, als er die Bewässerungsrohre verlegte. Timm Sandigmann würde wissen, wie man Beutelsend überfluten konnte.

„Dir ist jemand eingefallen. Wer ist es, Sam?“

Sam schüttelte den Kopf. „Also, auf jeden Fall nicht Herr Lotho! Jawohl, ich glaube, ich weiß, wer es getan hat, Herr Frodo, aber ich weiß jetzt noch nicht, was ich deswegen tun soll.“ Er gab ein kurzes Lachen von sich. „Ich könnte ihn verprügeln, nehm ich an, aber das habe ich schon mal gemacht. So, wie’s aussieht, hat damit der ganze Ärger angefangen.“

Und Sam wollte nicht mehr sagen; er wanderte schweigend, die Hände in den Taschen vergraben und tief in Gedanken.

 





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